Glücks-Design als Marktstrategie

■ Innoventa-Symposion „Design-Strategien japanischer Unternehmen“

Drei Jahre lang investieren Bremens Senat und Wirtschaft in Ausstellungen und Symposien unter dem Titel Innoventa, damit Bremen zur Design-Metropole avancieren kann. Einen Schritt dahin tun die Innoventa-MacherInnen mit dem Symposion „Design-Strategien japanischer Unternehmen“, das heute und morgen im World Trade Center stattfindet.

Die Frage, was nun eigentlich Design sei, brauchen die TeilnehmerInnen sich nicht mehr zu beantworten: Design ist eben nicht nur, wie etwas aussieht. Sondern Design, so der fachliche Leiter der Innoventa, Richard Bachinger, gestern auf einer Pressekonferenz, betrifft auch die Frage, wie gut etwas funktioniert, wie kundenfreundlich Dienstleistungen oder wie effektiv Vermarktungsstrategien sind. Design schafft „Problemlösungen“.

Das Problem ist der Kunde. Nachdem die Japaner die Weltmärkte mit Imitationen und Billigware erobert und dann die audiovisuellen Marktherrscher wurden, sehen sie jetzt weitere Marktchancen durch die totale Orientierung am Kundenwunsch. Die Japaner erheben ihre Kultur der totalen Anpassung und Harmonie zur Strategie und finden auf diese Weise Marktnischen: Die Renner Mazda-Sportauto und Sony-Camcorder geben ihnen recht. Stromlinienförmig bis kuschlig-klein erobern sie vor allem Frauenherzen.

Offenkundig hat japanisches Produkt-Design eine psychologische Komponente. Akira Watnabe von Olympus nennt als Bestandteile seiner Design-Philosophie: Harmonie, Leute glücklich machen, Bedienungsfreundlichkeit für Männer und Frauen. Um herauszufinden, was das im einzelnen heißt, erforschen sie die sozialen und technischen Gegebenheiten der jeweiligen (fremden) Abnehmerkultur. Die japanischen Unternehmen richten hierfür vor Ort „Design-Center“ ein: Sony in Köln, Olympus in Hamburg, Mazda, Panasonic und Sharp in Frankfurt.

Nachdem sich der Mensch bisher der Technik angepassen mußte, soll nun die Technik dem Menschen näher kommen — und sogar umweltfreundlich sein, wenn es die Absatzchancen erhöht.

111 TeilnehmerInnen haben sich zur vierten Innoventa-Veranstaltung angemeldet. Die elf RefenrentInnen, gleichzeitig RepräsentantInnen großer japanischer Unternehmen, werden ihre Vorstellungen von Design anhand ihrer Produkte erläutern. Einigkeit herrscht weitgehend über die Notwendigkeit eines weitgefaßten Design-Begriffes. Nur wie Design von der künstlerisch-ästhetischen Nebensache zur Strategie der Geschäftsführung wird, dafür brauchen die Design-Heiden in Deutschland noch die Überzeugungsarbeit der japanischen Missionare. Beate Ramm