Ureinwohner Kanadas um ihr Land betrogen

Toronto (ap) — Nach jahrelangem Tauziehen hat sich die kanadische Regierung am Montag mit den Eskimos darauf geeinigt, die Northwest Territories zu teilen und für die als Volk der Inuit bekannten Ureinwohner in der Nunavut genannten Osthälfte des riesigen Gebietes eine eigene Provinz zu schaffen. Es ist das erste Mal seit der Übernahme von Neufundland aus britischer Kolonialherrschaft im Jahr 1949, daß die kanadischen Grenzen wieder verändert werden.

Der kanadische Minister für indianische Angelegenheiten und nordische Entwicklung, Tom Siddon, sagte nach den Verhandlungen in Toronto, das Abkommen sei noch nicht rechtskräftig. Vor seiner endgültigen Unterzeichnung müßten noch einige Probleme gelöst werden. Auch müsse das kanadische Parlament zustimmen und zugleich ein entsprechendes Gesetz verabschieden, auf dem die Inuit bestünden. Das Abkommen müsse ferner von den Eskimos ratifiziert werden. Dieses Verfahren solle bis Mitte 1992 abgeschlossen sein, meinte Siddon. Nach den am Montag veröffentlichten Plänen erhalten die Eskimos die Kontrolle über ein Gebiet von rund 1,9 Millionen Quadratkilometern, gut ein Fünftel von Kanada oder dreimal die Größe von Texas. 350.000 Quadratkilometer davon gehen in den direkten Besitz der Inuit über. Außerdem sollen über eine Zeitspanne von 14 Jahren 580 Millionen Kanadische Dollar (835 Millionen Mark) als Wiedergutmachung gezahlt werden. Die westliche Hälfte der Nordwestterritorien soll umbenannt werden. Als Gegenleistung sollen die 17.500 in Nunavut lebenden Eskimos auf ihre Forderung nach den gesamten Northwest Territories verzichten, in denen sie seit Tausenden Jahren leben.

Der verfassungsrechtliche Berater des Tungavikbundes von Nunavut, John Amagoalik, erklärte allerdings: „Es ist noch kein endgültiger Vertrag, noch lange nicht.“ Er warf der Regierung ein Machtstreben vor, das schon an der Forderung ersichtlich sei, daß die Inuit ihren Anspruch auf das gesamte Gebiet im Nordwesten aufgeben sollten.