Protest gegen die Humanistische Union

Berlin (taz) — Die stellvertretende Vorsitzende der SPD, Herta Däubler-Gmelin, ist aus dem Beirat der Humanistischen Union (HU) zurückgetreten. Sie zog damit die Konsequenz aus der Weigerung des HU- Vorstandes, den Sonderbeauftragten für die Stasi-Akten, Jochen Gauck, mit dem diesjährigen Fritz-Bauer- Preis der Bürgerrechtsvereinigung auszuzeichnen. Wie berichtet, hatte der Vorstand der HU im Sommer beschlossen, Gauck den Preis zu verleihen. Wegen der Verabschiedung des Stasi-Unterlagen-Gesetzes und Gaucks positiver Stellungnahme dazu zog der Vorstand im November die bereits zugesagte Auszeichnung aber wieder zurück.

In einem Schreiben an den HU- Vorsitzenden Ulrich Vultejus bedauerte Däubler-Gmelin ausdrücklich, daß die Vorständler bei ihrer letzten Sitzung in Erfurt nicht ihrer Bitte entsprachen, „die ebenso menschlich bedauerliche wie politisch falsche und peinliche Angelegenheit“ um die Rücknahme der Auszeichnung „in Ordnung zu bringen“. Die Humanistische Union hätte sich immer für „offene und kritisch-öffentliche Auseinandersetzungen“ strittiger Themen eingesetzt. Dies sei der Grund für ihren Eintritt in die Bürgerrechtsvereinigung vor mehr als 20 Jahren gewesen. Die „gravierende Verletzung der Grundwerte der Humanistischen Union, so wie ich sie verstehe und unterstütze“, könne und wolle sie nicht mittragen. Den Umgang der HU mit dem Sonderbauftragten bezeichnete Däubler- Gmelin „schäbig“, sie kritisierte insbesondere das „von euch gewählte repressive Vorgehen, das wie Strafaktion erscheinen muß“. wg