Japanische C-Waffen verseuchen China

■ Verrottete Überreste aus dem chinesisch-japanischen Krieg sollen Hunderte von Menschen vergiftet haben

Peking (afp) — Chemiewaffen, die japanische Truppen während des japanisch-chinesischen Krieges 1937 auf dem chinesischen Territorium gelagert haben, bedrohen seit Jahren die Gesundheit der dort lebenden Bevölkerung. Aus diplomatischen Kreisen in Peking verlautete, daß zahlreiche Giftgranaten und -bomben im Erdboden verrotteten, teilweise schon ausgelaufen seien und mehrere hundert Menschen vergiftet hätten. Über die Zahl der Opfer hätten beide Regierungen Stillschweigen vereinbart, um die diplomatischen Beziehungen zwischen Peking und Tokio nicht zu belasten.

Dutzende von großen Gebieten im Norden seien verseucht, darunter befände sich auch eine Stadt mit einer Bevölkerung von über einer Million Menschen, sagte der Wissenschaftler Wu Jiandong, der keine genaueren Angaben machen wollte. In den betroffenen Regionen lagerten vor allem Senfgasgranaten, die mittlerweile so verrottet seien, daß sie Risse aufwiesen. Japanische Presseberichte sprachen bereits von 500 verletzten oder getöteten Chinesen. Die chinesische Regierung habe Tokio genaue Zahlen übermittelt. Demnach sollen 200.000 Granaten oder Bomben mit chemischen Kampfstoffen im Boden Chinas eilig verscharrt worden sein. Peking habe bereits im August 1990 die Entsorgung der Provinzen Jilin, Heilongjiang und Liaoning verlangt, wo Japan 1931 den Satellitenstaat Manchukuo errichtet hatte, hieß es in den Tokioter Berichten.

Japan, das offiziell nie den Gebrauch oder die Lagerung von chemischen Waffen in China zugegeben hat, habe im Juni vergangenen Jahres ein Expertenteam in die Provinzen Hebei und Jilin geschickt. Dabei sei ein geheimer Entsorgungsplan aufgestellt worden, hieß es in japanischen Regierungskreisen. Problematisch sei aber die Tatsache, daß noch keine geeignete Endlagerstätte gefunden worden sei. Das Thema der C-Waffen sei äußerst delikat, da die Erinnerung an den japanisch-chinesischen und den Zweiten Weltkrieg wach sei, fügte Wu hinzu. Die chinesische Bevölkerung denke immer noch häufiger an die Kriegsgreuel der kaiserlichen Armee. Dies sei ein großes Problem für Japans Kaiser Akihito. Die Verbrechen waren im Namen seines Vaters Hirohito begangen worden. Um Akihitos für dieses Jahr geplanten Besuch nicht zu gefährden, werde das Thema bewußt verschwiegen. William Brent