Europaweites Klimabündnis gefordert

■ BUND-Seminar am Bodensee/ 100 Gemeinden haben inzwischen Partnerschaft mit Amazonas-Völkern

Konstanz (taz) — Rund fünfhundert NaturschützerInnen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum diskutierten an der Konstanzer Universität zu den Themen Naturschutz, Pestizide und Gesundheit oder Umwelterziehung im Vorschulalter. Um dem „drohendem Klima-Countdown“ zu entgehen, verlangten die TeilnehmerInnen „drastische Maßnahmen“.

Gefordert sind auf kommunaler Ebene die Städte und Gemeinden, der Erfolg hänge, so der baden-württembergische BUND-Landesvorsitzende Gerhard Thielcke, zuallererst von der lokalen Entwicklung ab. Vielerlei Handlungsmöglichkeiten hätten die Städte und Gemeinden insbesiondere beim Ausbau von Sonnen-, Wind-, Wasser- und Biomassenenergie.

Hauptthema am Wochenende war der Klimaschutz. Der BUND propagierte auch in Konstanz Klimabündnisse mit den Indianervölkern Amazoniens. Mittlerweile sind bundesweit hundert Gemeinden dem Klimabündnis beigetreten, als vorläufig letzte die Bodenseegemeinde Uhldingen-Mühlhofen. „Globales Denken“ sei gefordert, denn schließlich würden fast achtzig Prozent der Emissionen aus Verbrennung fossiler Brennstoffe in den Ländern der nördlichen Hemisphäre produziert. Weiteres Ziel sei, die Emissionen von Kohlendioxid bis zum Jahre 2010 zu halbieren und später schrittweise weiter zu senken. Die Produktion und der Gebrauch von FCKW- Treibgasen sollen „sofort gestoppt“ werden. Auch hier seien die Städte und Gemeinden gefordert.

Ein wichtiger Schritt: Alle Gemeinden sollten endlich den totalen Verzicht auf den Gebrauch von Tropenhölzern beschließen und dadurch die Erhaltung des tropischen Regenwaldes mit sichern helfen. Auch Maßnahmen im Bereich Landwirtschaft wurden vorgeschlagen: Förderung der Direktvermarktung heimischer landwirtschaftlicher Produkte, Bewilligungsstop für Fast- Food-Ketten, Umstellung der gemeindeeigenen Betriebe auf biologische Anbaumethoden.

Ebenso wichtig, vor allem hier im Bodenseegebiet, sei ein Umdenken im Tourismusbereich. Die Gemeinden und Städte sollten unter anderem dafür sorgen, daß Campingplätze und Hotels über Vermeidung, Recycling und Entsorgung von Müll aufgeklärt und beraten würden und die Forderung nach einem „sanften Tourismus“ kein bloßes Lippenbekenntnis bleibe. Bei weitem nicht neu, aber deshalb nicht falsch die Überzeugung vieler TeilnehmerInnen: „Global denken, regional handeln.“ Holger Reile