MIT SCHÖNEN WORTEN AUF DU UND DU
: „Abwicklung“ abwickeln!

■ Treuhanddirektor sucht ganz dringend eine neue positive Berufsbezeichnung für die Visitenkarte

Berlin (taz) — Ludwig M. Tränkner ist zutiefst unglücklich. Zwar darf sich der Treuhandmanager „Direktoratsleiter“ nennen, und das klingt gut. Doch das Direktorat heißt „Abwicklung“. Und leider weiß inzwischen jedes Kind in Ost und West, was diese bürokratenneudeutsche Wortschöpfung bedeutet. Es steht bislang „für die oft mit Massenentlassungen verbundene Umstrukturierung ehemaliger ostdeutscher Staatsbetriebe“, definierte die Treuhand gestern trocken in einer Pressemitteilung. Und weil die meisten Menschen bei „Abwicklung“ eher an die Massenentlassung als an die neue Struktur denken, die manchmal ja auch in der Liquidation besteht, hält Tränkner seine Berufsbezeichnung inzwischen für das „häßlichste Wort der Welt“. 500 Mark will er der ErfinderIn einer „glücklicheren Bezeichnung“ deshalb aus eigener Tasche zahlen. Das bestätigt sogar hochoffiziell Treuhand- Pressesprecher Franz Wauschkuhn.

Wauschkuhn möchte die Arbeit der Anstalt nicht aufs Abwickeln reduziert sehen. Sie sei „eher ein chirurgischer Eingriff“, bei dem „lebensfähige Betriebsteile erhalten“ blieben. Zum logisch folgenden Vorschlag „Direktorat chirurgische Schnitte“ mochte sich Wauschkuhn nicht durchringen — seit gewisser Episoden am Golf wohl eher eine nicht so glückliche Bezeichnung.

Bezeichnend eher, daß auch den JournalistInnen der Treuhand- Pressestelle kein wirklich freundliches Synonym einfällt; genausowenig wie der taz-Redaktion. Also: Wer es tatsächlich schafft, für die häßliche Tätigkeit des Abwickelns einen glaubwürdig-positiven Begriff zu finden, der nicht innerhalb eines Monats als Euphemismus enttarnt ist — diese Leistung wäre sogar der taz 500 Hunderter wert. dri