Betonplattenbauweise

■ Tansania ist von internationaler Hilfe abhängig — auch die DDR hat ihre Spuren hinterlassen

Das Konterfei von Ndugu — Genosse — Ali Hassan Mwinyyi hängt in vielen Geschäften, Märkten und Hotels. Das Foto vom Lehrer — Mwalimu — Julius Nyerere ist dagegen nur noch selten zu sehen. Mit Nyerere verschwand auch der tansanische Sozialismus, zumindest das, was von ihm übrig war. Seit Julius Nyerere das Ruder an eine neue Regierungscrew mit Mwinyi an der Spitze übergab, hat sich in Tansania einiges getan — und nicht nur Erfreuliches.

1985, als Nyerere abtrat, war das Land hoch verschuldet, es stand kurz vorm endgültigen Ruin. Schuld daran waren mehrere Faktoren: der Krieg gegen Uganda, der zwar 1979 zum Sturz Amins führte und dem Land internationale Reputation einbrachte, es aber wirtschaftlich extrem belastete. Außerdem waren die Weltmarktpreise für Agrarprodukte stark gefallen und gleichzeitg die Ölpreise gestiegen. Und: Das Modell des Ujamaa-Sozialismus war am Ende. Nur knapp zehn Prozent der tansanischen Staatsbetriebe arbeiteten einigermaßen profitabel; Korruption und Nepotismus blühten auch in dem Land, das doch eigentlich den Geist der Ujamaa, der Zusammengehörigkeit und des Miteinanderarbeitens, propagierte. Mwinyi blieb nichts anderes übrig, als sein Land 1986 in die Arme von IWF und Weltbank zu führen, die Tansania ein dreijähriges Strukturanpassungsprogramm diktierten. Unter anderem wurde der tansanische Schilling abgewertet; es wurden Schulgebühren erhoben und eine Selbstbeteiligung an den Krankenkosten eingeführt. Die Wirtschaft hatte zwar schnell Wachstrumsraten zu verzeichnen, aber auf der anderen Seite stieg die Inflationsrate und fraß die Löhne auf. Zwar wurde der aufgeblähte Staatsapparat zusammengestrichen — aber eben auch Lehrer und Krankenschwestern wurden aus dem staatlichen Dienst entlassen. Das einst für afrikanische Verhältnisse vorbildliche Gesundheitssystem ist für viele Menschen zu teuer geworden. Gleiches gilt für die höheren Schulen und die Universität. Trotz aller Strukturanpassung blieb die internationale Hilfe im vergangenen Jahr Tansanias wichtigste Einnahmequelle. Nach Angaben des Finanzministeriums machte diese die Hälfte aller Staatseinnahmen aus.

Viele setzen daher auf den Tourismus — er könnte, wie schon im Nachbarland Kenia, zu einem der florierendsten Wirtschaftszweige Tansanias werden. Insbesondere die Gewürzinsel Sansibar mit ihren traumhaften Stränden und der verwinkelten historischen Altstadt soll künftig die Besucher anlocken. Ausländischen Investoren wird es staatlicherseits inzwischen leichtgemacht: Schon tummeln sich auf Sansibar italienische Hoteliers und amerikanische Krabbendosenfabrikanten. Die Altstadt Sansibars wird gerade renoviert — unter anderem mit Hilfe der Deutschen. In Sichtweite der Altstadt hat sich übrigens auch die DDR verewigt. Nicht genug, daß Ostdeutschland mit Plattenbauten verschandelt wurde — auch inmitten flacher brauner Swaheli- Häuser ragen die grauen Betonklötze, die nicht nur häßlich, sondern für das Klima auch gänzlich ungeeignet sind; die Feuchtigkeit hat sie grün und rissig werden lassen. Susanne Brahms