Brand in Trierer Flüchtlingsheim

Ein Flüchtling beschreibt den Alltag in der Stadt als „täglichen Terror“  ■ Aus Trier Thomas Krumenacker

Bei einem Brand in einem von AsylbewerberInnen bewohnten Haus in der Trierer Innenstadt sind in der Nacht zum Dienstag zwei Menschen schwer und zwei weitere leicht verletzt worden. Ein Flüchtling aus Pakistan zog sich schwere Verletzungen zu, als er auf der Flucht vor dem Feuer aus dem Fenster seiner Wohnung im zweiten Stock sprang. Ein weiterer erlitt schwere Rauchvergiftungen. Auch andere Bewohner konnten sich nur durch Sprünge aus dem Fenster retten. Die Feuerwehr mußte einige Bewohner mit Leitern von Fenstersimsen retten, auf die sie sich geflüchtet hatten.

Das Feuer war nach ersten Ermittlungen gegen ein Uhr nachts im Treppenhaus ausgebrochen. In dem Haus wohnten zehn AsylbewerberInnen. Zur Brandursache gab der Trierer Polizeipräsident Alfred Weber auf Anfrage an, sichere Aussagen könnten bislang nicht gemacht werden, der „äußere Anschein“ spreche für Brandstiftung. Ob politische Motive hinter dem Brand stecken, konnte Weber nicht sagen, die Innenstadtlage inmitten zahlreicher Wohnungen spreche jedoch eher dagegen. Auszuschließen seien sie aber auch nicht. Der Sachschaden wird auf rund eine Million Mark geschätzt.

Auch wenn die Polizei die Frage nach politischen Motiven mit der Standardfloskel „weder auszuschließen noch bewiesen“ bescheidet, paßt der Brand in der Trierer Innenstadt in ein Bild zunehmender Gewalt gegen Flüchtlinge und Deutsche durch Skinheads auch in der Provinz. Trier wird zunehmend zum Wochenend- Aufmarschgebiet der rechten Szene aus dem Saarland, Luxemburg und dem Koblenzer Raum. Ein Flüchtling beschreibt der taz die Situation als „täglichen Terror“. Ein anderer erzählt, daß ihm Skinheads nachts auf dem Heimweg auf einer Brücke vor die Füße geschossen hätten. Im Zickzack konnte er unter dem Gejohle der Angreifer fliehen. Als er die Polizei angerufen hätte, sei ihm gesagt worden, damit müsse er als Ausländer eben rechnen. Erst am vergangenen Wochenende hatten Skinheads einen Sturm auf ein Jugendzentrum angekündigt, der aber ausblieb. An Silvester marodierten angereiste und einheimische Faschos durch die Stadt und schlugen drei Punks zusammen. Die linke Kneipe „Schwach&Sinn“ wurde bereits mehrfach angegriffen.

Offiziell will man in der Fremdenverkehrsstadt von dem „täglichen Terror“ nichts wissen. Erst als im Oktober zwei Deutsche in einem Linienbus von Faschisten zusammengeschlagen wurden, weil sie sich schützend vor zwei schwarze Fahrgäste gestellt hatten, sorgte dies kurzzeitig für Aufmerksamkeit. Daß die Schläger allesamt wieder auf freiem Fuß sind, interessierte schon niemanden mehr.