Abgesang auf ein kurzes Leben

■ „So fremd, so tot“, Mittwoch, 20.15 Uhr im ORB

Mete Eksi, Türke mit deutscher Staatsangehörigkeit, erlag im November letzten Jahres Verletzungen, die ihm drei Deutsche bei einem absurden Streit auf dem Ku'damm zugefügt hatten. „Wir wollen mit diesem Film einen Beitrag zum Dialog zwischen den Ausländern und Deutschen leisten, neugierig auf das Leben des anderen machen — ohne die Preisgabe der eigenen Identität“, sagten die Autoren bei der öffentlichen Vorführung des Dokumentarfilms am Mittwoch im Kreuzberger „Türkischen Elternverein“. Dort lief der Film parallel zur Sendung im Ostdeutschen Rundfunk.

Eine stille Wut und die Verzweiflung über den unsinnigen Tod des 19jährigen Mete ist aus den Gesprächen mit den Akteuren, den Eltern, Geschwistern, Verwandten und Freunden Metes herauszuspüren, und das machte diesen Film so fesselnd. Er brachte Abschnitte aus dem kurzen Leben Metes nahe, aus Kreuzberg, wo er aufgewachsen ist, und vom Adenauerplatz, der für ihn — so die Autoren — den Aufstieg in ein besseres Leben bedeutete. Aber auch den Tod. Seinen Freunden und Mitschülern ist das, was sie früher immer in den Zeitungen zu lesen bekamen, nach Metes Tod in unmittelbare Nähe gerückt. Manche begegnen ihrer Angst, indem sie darüber reden, andere versuchen diese Angst bei Krafttraining in Fitness-Studios zu vertreiben. Angst konnte man auch bei den Eltern, Schwestern und den Verwandten Metes spüren, die in den Gesprächen im Film versuchten, sich selbst den Tod ihres Mete zu erklären. Da ist der Klageruf der Großmutter bei der Trauerfeier und die Wut des Onkels, der nicht glauben kann, daß kein Bild des Mörders in den Zeitungen erschienen ist.

Nicht richtig vermitteln konnte der Film jedoch, daß die meisten Türken Berlin als ihre Heimat ansehen und keine andere haben. Es war überflüssig, die hier lebenden Türken mit ihren Lebensmittelläden und Dönerstuben zu assoziieren. Diese Klischees sollten überwunden werden, und man sollte den Deutschen zeigen, daß die Türken nicht nur für die Versorgung mit mediterraner Exotik zuständig sind. Erst wenn dies sich in den Köpfen der Deutschen vertieft, wird Mete Eksi das letzte Opfer sein. Mustafa Mete