Widerstand gegen den Putsch in Algier wächst

Algier (afp) — Der neuernannte Präsident des algerischen Obersten Staatsrates, Mohamed Boudiaf, ist gestern nach 27jährigem freiwilligen Exil aus Marokko nach Algerien zurückgekehrt, um bei der Schicksalsprüfung, die das Land zerreiße, als „Stabilitätsfaktor“ zu wirken. Boudiaf ist Chef des kollektiven Führungsgremiums, das am Dienstag in Algerien die Macht übernommen hatte, nachdem Präsident Chadli Bendjedid zurückgetreten war.

Die neuen Machthaber in Algerien sehen sich unterdessen einer wachsenden Einheitsfront des Widerstandes der drei Parteien gegenüber, die als einzige von 58 Parteien beim ersten Durchgang der Parlamentswahlen am 26. Dezember Sitze erhalten hatten (FIS, FFS und FLN). Alle drei haben die Machtübernahme in Algerien in getrennten Erklärungen verurteilt. Die frühere algerischen Einheits- und Regierungspartei Nationale Befreiungsfront (FLN) versucht nun jedoch offenbar, eine gemeinsame Front gegen die neuen Machthaber zu bilden.

Vertreter der fundamentalistischen Islamischen Heilsfront (FIS) und der FLN hatten sich erstmals am Mittwoch abend getroffen. Beide hätten ihre Meinungen über die Situation im Land ausgetauscht, hieß es in einem Kommuniqué. Sie wollten den Dialog fortsetzen.

Eines der fünf Mitglieder des Obersten Staatsrates, Mohamed Ali Haroun, schloß unterdessen jede Gefahr einer Militärdiktatur in dem Land aus: „Wir haben nicht für die Befreiung des Landes vom Kolonialismus gekämpft, um es in die Hände einer Militärjunta zu legen, die es niemals beansprucht hat.“ Mit der Verhinderung eines islamischen Regimes in seinem Land sollten die Menschenrechte verteidigt werden, sagte Haroun.