»Det ständige Jebete!«

■ Ganz Berlin in einer Taxe (6)/ Die starken Türken

Tach Frollein, jebense mal schnell Gas, ick will det Gericht nur noch von hinten sehn.

Is ja ne Unverschämtheit, wat sich die sojenannten hohen Herren alles so rausnehmen. Hätten meine Kinder sein können, vom Alter her, mein ick. Und det alles wegen diese türkische Jöre und ick war ja ooch nur als Zeuge jeladen und behandelt habense mir als hätt ick Ihr den Arm gebrochen!

Ne, Frollein, det habense mißverstanden, die Jöre hat mir den Arm jebrochen, ick meine nur, wiese mir behandelt haben und die Jöre hat sich een jefeixt.

Wie's dazu kam, fragt der Herr Vorsitzende noch janz blöde. Hat der doch alles inne Akten. Als ob ick se dazu ermuntert hätte. Dabei is unser Hof man nur so kleen und meine Wohnung paterre, alle Fenster zum Hof, auch det Schlafzimmer.

Und wennse denn mit zwanzig Mann am Wochenende an ihre Fahrräder basteln tun, die Freunde aus der janzen Umgebung kommen da, und ick in meiner Eijenschaft als Hauswartsche um zehne abends um Ruhe bitte, globense mir, ick brauch nur de Fenster aufzumachen, da machen die denn schon dieses Zeichen mit die Finger, Sie wissen schon, was ick meine, und det soll ick mir denn als deutsche Frau jefalln lassen.

Na, und da bin ick denn mal raus und hab den kleenen Bruder, der machte ooch det Zeichen und is man erst fünfe oder sechse, nur mal so an Arm jepackt. Na, und denn kam die Jöre, hat mir den Arm umjedreht und schon warer jebrochen! Kraft haben die ja, die Türken, ooch die Mädchen, muß in die alle drinneliegen, in diese Sippe.

Frau R., sagt da der Staatsanwalt zu mir, ich habe gehört, Sie trinken ganz gern einen. Herr Staatsanwalt, habe ich da gesagt, ich trinke nie und erst recht nicht im Dienst, und det bin ick ja praktisch immer. Und wenn det die Türken behaupten, dann sagense denen mal, mal'n Bier trinken macht jedenfalls nich so'n Lärm wie det ständige Jebete. Und det könnse mir gloobn, Frollein, die stehn nachts uff über mir, det erste Mal um dreie, da trommelt der Alte die janze Familie zusammen und holt die ausse Betten, und det sind ja man nur sieben Kinder, und um fünfe noch mal, und danach rennta Türen knallend, daß det janze Haus zusammenbricht, inne Moschee.

Und da soll keener zum Alkoholiker werden, obwohl, ich trinke eigentlich nur auf Feiern, sonst höchstens mal'n Bier ab und zu.

Und det hab ich dem denn ooch jesacht: HERR Staatsanwalt, hab ick jesacht, trinken Sie denn nie niemals ein Bier, wennse Feierabend habn? Is schließlich mein Jeld, und was hat so was mit meinem Arm zu tun? Womöglich fragense gleich, ob ick den selber jebrochen habe. Wer issen hier eigentlich anjeklagt, die Jöre oder icke.

Ja, ja überfordert is det Mädchen, da habense recht, det liegt daran, daß die Alten immer nur beten oder uff Arbeit sind. Die Jöre muß den janzen Haushalt schmeißen, sechs kleene Jeschwister, det muß man sich mal vorstellen, zur Schule isse och nie jejangen, aber det is die ihr Bier, ick kümmer mich nich um andere Anjelegenheiten, dann sollnse mir ooch in Ruhe lassen.

Was rausjekommen is? Kann ick nich sagen, bin ja vorher abjehauen, war ja nur Zeuge, is mir jetze ooch egal, aber den Staatsanwalt, wissense, den verklag ich noch mal wegen Beleidigung. So, hier könnse denn anhalten. Barbara Freisleben