Müller versus Spindler

■ Thomas Spindler, Veranstalter im Ecstasy, zieht in die Neue Welt

Am letzten Samstag spielte die Bremer Band Rumble On The Beach und konnte die Besucher ihres Konzertes zu Freibier einladen, das sich das Publikum selbst hinter den verwaisten Theken besorgte. Zu dieser feuchtfröhlichen Situation im Ecstasy war es während eines Streites zwischen dem Besitzer und Betreiber Heinz Müller und dem Konzertveranstalter Thomas Spindler gekommen. In Verlauf des Streites sprach Müller Spindler gegenüber ein Hausverbot aus. Spindler verließ daraufhin samt Türstehern, Technikern und Thekenmannschaft die Räume in der Hauptstraße30. Seitdem veranstaltet er seine Konzerte in der Neuen Welt, wo er schon bisher sporadisch Veranstaltungen durchgeführt hatte. Müller will das Ecstasy und die Keller-Diskothek Madhouse auch ohne das bisherige Personal weiterführen.

Spindler hatte vor fünf Jahren begonnen, in der damaligen Reggae- Diskothek Empire International Konzerte zu veranstalten. Nach der Umbenennung in Ecstasy machte er mit einem anspruchsvollen Programm aus Independent- und Heavy Metal-Musik aus dem vormaligen GI-Laden einen der wichtigsten und bekanntesten Clubs des Westberliner Undergrounds. In den letzten Jahren gab es immer wieder die üblichen Beschwerden von Nachbarn und Schwierigkeiten mit der Bürokratie wegen der Lärmbelästigung. Trotzdem konnte sich das Ecstasy als der innovativste Veranstaltungsort für Rockmusik etablieren.

Der Streit brach aus, weil Spindler angeblich die »Einnahmen frisiert« habe. Das behauptet jedenfalls Heinz Müller, der Besitzer des Anwesens Hauptstraße30 und eigentliche Konzessionsträger des Ecstasy. Die Kontrahenten hatten einen Vertrag, der Müller mit 20Prozent am Umsatz beteiligt. Dies sei schriftlich festgelegt, sagt Müller, während Spindler von einer Abmachung per Handschlag spricht. Müller vermutet sechsstellige Beträge, die Spindler falsch abgerechnet habe.

Müller, der nach eigenen Angaben wie »die Jungfrau Maria« zum Empire International gekommen ist und Spindler einen funktionierenden Veranstaltungsort übergeben habe, überlegt noch, ob er vor Gericht gehen soll, um die Außenstände und die möglicherweise unterschlagenen Gelder einzuklagen. Müller will weiter Veranstaltungen im Ecstasy durchführen — auf jeden Fall die wöchentlichen Disko-Nächte.

Spindler will seinen ehemaligen Chef trotz des abrupten Endes der Geschäftsbeziehung im Moment nicht verklagen. Für ihn sei das Kapitel Ecstasy abgeschlossen. Er wird seine Konzerte fortan in der Neuen Welt, dem ungefähr 2.000 Menschen fassenden Veranstaltungsort in der Hasenheide, durchführen, der zu diesem Zwecke in Huxleys Neue Welt umbenannt wurde. Die große Halle soll umgebaut werden. Zusätzlich soll in der dortigen Diskothek ein kleiner Club mit dem Fassungsvermögen von cirka 400 Personen installiert werden, wo unbekanntere Bands auftreten sollen. Bisher geplante Konzerte sollen aber nicht ausfallen. Bis auf weiteres wird ein Pendelbus verwirrte Besucher aus Schöneberg nach Neukölln bringen. to