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Grauen mit Witz, Extreme Abhängikeiten

■ Gespräch mit der Regisseurin H. Huntgeburth

Paßbild Frau

Hermine Huntgeburth

taz: Der Film ist ja sehr komprimiert erzählt. Hat das mit dem Geld zu tun ?

Hermine Huntgeburth: Ich mag diese lakonische Erzählweise sehr gerne, aber das Geld spielte auch eine Rolle. Das Drehbuch war natürlich reicher, aber wenn man dann in nur 30 Tagen dreht, reduziert man aufs Wesentliche. Ich glaube, daß es vielen Filmen gut tun würde, wenn man aus über 100 Minuten nochmal 20 herausstreichen würde.

Sie erzählen ja eine durch und durch deprimierende Geschichte.

Das ist alles ganz fürchterlich, und man kann es sich nur ankucken, weil es auch komisch ist. Ich wollte einen ernsthaften Film machen, aber kein Melodram. Wenn man solch ein Grauen zeigt, muß man dem Zuschauer immer wieder die Möglichkeit geben, da herauszukommen.

Außer den drei Frauen tauchen in dem Film ja fast nur Männer auf.

Diese Männer werden auch nur von den Frauen benutzt. Die liefern sich ihnen ja auch voll und ganz aus, und das hat mich gereizt, weil es eine ganz andere Darstellung von Männern ist, als sie sonst im Kino üblich ist.

Aber im Mittelpunkt stehen doch die drei Frauen.

Ich wollte einen Film über extreme Abhängigkeiten machen, und die abhängigsten Beziehungen findet man in den Familien. Auch wenn du dich von deinen Eltern lossagst, schleppst du das dein ganzes Leben lang mit dir herum. Und darum geht es in diesem Film.

Man könnte die Männer noch aus dem Film herauskürzen?

Nein, denn dann gäbe es ja keine Geschichte. Um die inneren Verhältnisse erzählbar zu machen, braucht man immer etwas, was von außen kommt. Man kann keinen Film über drei Frauen machen, die immer zu Hause herumhocken und sich gegenseitig den Garaus machen. Fragen: Wilfried Hippen

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