: „Die Abschöpfer“ schlagen zurück
■ Gegendarstellung erklagt / RB bleibt gelassen
Der Saarbrücker Klinikkonzern Allgemeine Hospitalgesellschaft (AHG) hat nach eigenen Angaben vor dem Landgericht Frankfurt eine Gegendarstellung zu dem Fernsehfilm „Die Abschöpfer“ von Radio Bremen erwirkt. Der am 7. November 1991 gesendete Beitrag des Kölner Journalisten Gero Gemballa habe „unwahre und verleumderische Darstellungen“ zu den Steuerpraktiken des Unternehmens enthalten, die nun vom Hessischen Rundfunk als erster ARD-Anstalt „zurechtgerückt“ werden müßten, teilte die AHG am Freitag mit.
Das Landgericht habe den Sender verpflichtet, eine umfangreiche Gegendarstellung zur besten Sendezeit auszustrahlen. Die Geschäftsleitung erwarte, daß auch die anderen Sender der ARD „aus freien Stücken ihrer journalistischen Verantwortung für wahrheitsgemäße Berichterstattung gerecht werden und die Gegendarstellung aussenden“. Unterlassungsklagen sowie zusätzliche zivil- und strafrechtliche Schritte gegen Sender und Autor seien eingeleitet.
Radio Bremens Fernseh-Chef Michael Geyer kündigte eine sorgfältige Prüfung des Gerichtsspruches durch den Hausjustitiar des Senders an. „Das ist jetzt das fünfte Verfahren in dieser Sache, und sie sind jetzt scheinbar das erste mal erfolgreich“, erklärte er auf Anfrage. Die vom Gericht indizierten Punkte kenne er noch nicht im einzelnen, weil der Fall „über Umwege“ im Sender sei.
Gegen die in der Serie „Unter deutschen Dächern“ ausgestrahlte „Abschöpfer“-Sendung hatte auch die Saar-Landesregierung bei der ARD wegen „objektiv falscher Behauptungen“ protestiert. In dem Bericht war unter anderem von hohen Bürgschaften des Saarlandes für die AHG zu Lasten des Steuerzahlers sowie von einem „saarländischen Steuermodell“ zur Firmen-Köderung die Rede gewesen. Daraufhin hatte die saarländische Opposition einen parlamentarischen Untersuchungsausschuß einberufen, der den Steuervollzug an der Saar beleuchten soll. dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen