GUS-Völker, höret die Signale

Auf der Koordinations-Konferenz zur Hilfe an die GUS-Staaten gab es viel Symbolik und wenig Substanz  ■ Aus Washington Rolf Paasch

Wenn schon nichts anderes, dann hat die „Neue Weltordnung“ bisher doch eines hervorgebracht: eine neue Sitzordnung. So schloß denn in Washington am Donnerstag die Konferenz zur Koordinierung der Hilfe an die Staaten der ehemaligen Sowjetunion wie sie begonnen hatte: mit dem ausrichtenden US-Außenminister Jim Baker in der Mitte und Zahlmeister Hans-Dietrich Genscher zu seiner Rechten. Die Briten mußten auf der abschließenden Pressekonferenz von Vertretern der 47 Länder und 7 internationalen Organisationen wie in Europa ganz am Rande sitzen, während die Franzosen nach ihren offen ausgesprochenen Zweifeln an der Notwendigkeit dieser Hilfskonferenz in die zweite Reihe strafversetzt wurden.

Wie in der „Internationalen“ ging es auch hier in Washington vor allem um Signale, diesmal in historischer Umkehrung des Liedtextes an die überlebenden Völker der ehemaligen Sowjetunion. US-Außenminister Baker sah dieses Signal in der geplanten Luftbrücke unter dem vielsagenden Motto „Operation Provide Hope“. Dahinter scheint sich vor allem die Hoffnung der US-Militärs zu verbergen, sich Mitte Februar in einer spektakulären Luftbrücke ihrer Lebensmittelreserven entledigen zu können. Auch Genscher betonte die von dieser Koordinatins-Konferenz ausgehenden Signale: an die westlichen Länder, daß noch mehr Hilfe not tue; an die Länder, die wie die Golfstaaten bei den Hilfsmaßnahmen bisher abseits standen; und an die GUS- Menschen, daß sie nach der Überwindung ihrer Diktatur nun beim Übergang zur Demokratie von der übrigen Welt nicht alleine gelassen werden.

Neben den vagen Formulierungen der Arbeitsgruppen zu den verschiedenen Themen von Energie, Wohnungsbau und Verkehr sowie den ebenso unbestimmten Zielvorstellungen bei der Umwandlung spontaner Hilfeaktionen in längerfristige wirtschaftliche Aufbauprogramme hatte das Washingtoner Treffen vor allem ein Ergebnis: es wird wiederholt werden. Vermutlich Anfang Mai in Lissabon und danach voraussichtlich in Japan. Dort werden die GUS-Völker dann auf die nächsten Signale der globalen Caritas warten dürfen. Mit US-Außenminister Baker in der Mitte, eingerahmt von den Vertretern Deutschlands und Japans.