Randale gegen Rechts

Im Frankfurter Stadtteil Kahlbach demonstrierten 700 Menschen gegen den Bundeskongreß der NPD  ■ Von Klaus-Peter Klingelschmitt

Frankfurt/Main (taz) — Der Volkswagen, der am Sonnabend im Frankfurter Stadtteil Kahlbach in Flammen aufging, gehörte einem Mitglied der rechtsradikalen Jungen Nationaldemokraten (JN). Der Neonazi hatte es verabsäumt, sein T-Shirt mit dem aufgedruckten Porträt Adolf Hitlers mit der Parole: „Wir sind wieder da!“ aus dem Auto zu räumen.

Rund 700 Menschen demonstrierten vor dem Kahlbacher Bürgerhaus gegen den Bundeskongreß der JN — zunächst friedlich durch die Frankfurter Innenstadt und dann vor Ort teilweise auch militant. Nach Angaben der Polizei seien die vor dem Bürgerhaus eingesetzten Beamten mit Steinen beworfen und mit Leuchtraketen beschossen worden. Nach „kurzem Schlagstockeinsatz“ (Polizei) habe sich die Lage allerdings wieder beruhigt.

Danach seien etwa 200 Demonstranten zur nördlichen Seite des Tagungsgebäudes gezogen und hätten mit einem Bauwagen die Straße blockiert. Auch dort sei es dann wieder zu Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen, in deren Verlauf einzelne Personen in den Seitenstraßen Fahrzeuge von NPD-Mitgliedern beschädigt und einen „Polo“ in Brand gesetzt hätten. Insgesamt, so Polizeisprecher Winkler, seinen danach zehn Demonstranten aus verschiedenen Städten festgenommen worden. Gegen sie werde wegen des „Verdachts des besonders schweren Landfriedensbruches“ ermittelt.

Aufgrund der Demonstration haben die Neofaschisten aus den Reihen der JN ihren auf zwei Tage angesetzten Bundeskongreß bereits am Sonnabend beendet. Ursprünglich hatte die Stadt Frankfurt der NPD die Anmietung des Saales verweigert. Durch eine Entscheidung des von den Neonazis angerufenen Verwaltungsgerichts war die Stadt aber gezwungen worden, das Bürgerhaus Kahlbach zur Verfügung zu stellen.

Die neue rechtsradikale Gruppierung um die aus der NPD ausgetretene „braune Uschi“ Gerhold aus Frankfurt mit dem unverdächtigen Namen „Freie Wählergemeinschaft Frankfurt e. V.“ (FWF) wich dagegen am Freitag — nach einem Raumverbot durch die Stadt — an einen „anderen Ort“ aus. Deshalb hätten sich vor dem ursprünglich vorgesehenen Tagungsort „maoistische, stalinistische und multikulturelle Chaoten die Knochen abgefroren“, schrieb „FWF-Organisationsleiter“ Karl Gerhold — die FWF ist ein Familienbetrieb — in einer Presseerklärung. Besonders in Stadtteilen mit hohem Ausländeranteil haben FWF- Sympathisanten in den letzten Wochen „Ausländer raus“-Parolen gesprüht. Die „braune Uschi“ ist davon überzeugt, daß der Einzug der rechtsradikalen Wählergemeinschaft in den Römer im März 1993 „absolut sicher“ sei.