Bankangestellte zu den Urnen gerufen

Frankfurt/Bonn (dpa/ap) — Der Tarifkonflikt im westdeutschen Bankgewerbe läuft auf eine harte Konfrontation zu: Nach der DAG hat auch die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) die Einleitung einer Urabstimmung und Streiks zur Durchsetzung ihrer Forderung nach 10,5 Prozent höheren Einkommen für die 430.000 Angestellten dieser Branche beschlossen. Die Entscheidung der HBV-Gesamttarifkommission Banken ist am Donnerstag in Frankfurt ohne Gegenstimmen gefallen, sagte HBV- Vorstandsmitglied Hans Georg Stritter.

Während die DAG schon in dieser Woche mit der Urabstimmung beginnt, muß der HBV-Vorstand in Düsseldorf den Beschluß der Tarifkommission formell noch absegnen. Dies soll voraussichtlich am Montag geschehen und die Befragung der Mitglieder in der zweiten Februarwoche beginnen.

Die Arbeitgeber des Bankgewerbes forderte Stritter auf, endlich ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen. Gerade die von der Deutschen Bank angekündigte Dividendenanhebung von 14 auf 15 Mark je Aktie beweise die hervorragende Gewinnsituation der Kreditwirtschaft. Vor diesem Hintergrund müsse das zuletzt am 22. Januar präsentierte Angebot von fünf Prozent als Provokation bewertet werden. „Die Arbeitgeber sollen nicht glauben, daß sich die Angestellten mit fünf Prozent abspeisen lassen.“ Ein neuer Verhandlungstermin für die fünfte Runde besteht derzeit noch nicht.

Begleitet von Warnstreiks, sind die Tarifverhandlungen für die rund 56.000 westdeutschen Postangestellten am Donnerstag in Bonn fortgesetzt worden. Nach Angaben der Deutschen Postgewerkschaft (DPG) legten am Vormittag etwa 2.000 Beschäftigte in 24 Fernmeldeämtern die Arbeit nieder. Im Raum Ostwestfalen-Lippe und Nordbaden sollen 250 Poststellen den ganzen Tag geschlossen bleiben. Am frühen Morgen waren bereits Postgiro- und Fernmeldeämter in München, Hamburg, Lübeck, Karlsruhe, Freiburg, Stuttgart, Wuppertal und Schwäbisch-Hall bestreikt worden. 700 Angestellte der Oberpostdirektion Karlsruhe beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben ebenfalls an den Aktionen. Seit rund zwei Jahren verlangt die Postgewerkschaft strukturelle Einkommensverbesserungen für die Angestellten sowie eine Gleichstellung mit Beamten, die nach Angaben der Gewerkschaft über bessere Aufstiegschancen verfügen.

Für die rund 19.000 Beschäftigten im saarländischen Steinkohlenbergbau hat am Donnerstag in Saarbrücken die zweite Tarifrunde begonnen. Die Gewerkschaft IG Bergbau verlangt bei ihrer prozentual nicht bezifferten Lohnforderung „mindestens einen Ausgleich der zu erwartenden Preissteigerungsrate für die Lebenshaltungskosten“. Das wären nach Meinung von IG-Bergbau-Bezirksleiter Gerd Zibell „mindestens 4,5 bis 5 Prozent“. Die Arbeitgeber hatten in der ersten Runde noch kein Angebot vorgelegt. Die DAG hat am Donnerstag Einkommensverbesserungen von zehn Prozent für die 3,3 Millionen Beschäftigten im westdeutschen Einzel-, Groß- und Außenhandel gefordert.