Wadenbeißer in der CSU

■ Krach in der CSU über das Ableben der Deutschmark

Berlin (taz) — Bei den Christsozialen hängt der Haussegen schief. „Eine ausgesprochene Schnapsidee“ sei die Europawährung — so befand Bayerns Umweltminister Peter Gauweiler. Er sei entschieden gegen das „Esperantogeld“. Etwas spät, aber dafür wie üblich mit deftigen Worten, schwang sich der schwarze Peter aus dem Freistaat zum Verteidiger des deutschen Symbols der Nachkriegszeit auf, dem die 'Bild‘ schon im Herbst nach dem Gipfelbeschluß von Maastricht mit großen Lettern nachgeweint hatte: „Unser schönes Geld!“

Die Reaktion von seinem im Bonner Exil wirkenden Parteikollegen Theo Waigel kam prompt per 'Münchener Kurier‘: „Ich habe keine Sorge, daß ich mich nicht gegen diese Kritik behaupten kann“, konterte der Finanzminister. Präsidium, Vorstand, die gesamte Partei — alle stünden hinter ihm. „Jeder muß sich überlegen, wer isoliert ist: der Vorsitzende oder der, der meint, ihm ans Bein fahren (sic!) zu müssen.“ Der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe, Bötsch, hob schulmeisterlich den Finger und ließ seine Mannen vermelden, er sei „ausgesprochen ungehalten“ über den öffentlich ausgetragenen Krach. Bei der Präsidiumssitzung am Montag werde er Gauweiler die Leviten lesen: Äußerungen dieser Art seien zunächst mit den Parteigremien abzusprechen. Und auch Generalsekretär Huber eilte zum Mikrofon, um Waigel seine Unterstützung und dem Volk seine Dummheit zu versichern: Der Finanzminister habe klug und hart verhandelt.

Aber auch beim Parteinachwuchs ist man geteilter Meinung, wenngleich die Rhetorik hier noch weitaus diplomatischer ausfällt. Aribert Wolf, seines Zeichens stellvertretender Bundesvorsitzender, schrieb flugs ein Unterstützerpapier für den Scharfmacher in München: Gauweiler habe verhindert, daß der diskussionswürdige Schritt zur europäischen Einheit „in der Ablage politischer Langeweile verstaubt“. Das sei seine Privatmeinung, die er auch auf seinem eigenen Briefpapier geschrieben habe, hieß es dazu aus der Zentrale in München. „Begeistert sind wir zwar nicht, aber wir reagieren mit bayerischer Liberalität“, kommentiert Landesgeschäftsführer „Stangl, Franz — wie Franz-Josef ohne Josef“. aje