QUERSPALTE
: Panzer im Pech

■ Ein Plädoyer für den Mut zu neuen Wegen beim Transport heikler Güter

Üblicherweise werden Waffentransporte in den Nahen Osten nicht gerade unter den Augen der interessierten Öffentlichkeit getätigt. Von Antriebsteilen für irakische Scud-B-Raketen oder deutschen Gaszentrifugen für Saddam Husseins Atomprogramm erfuhr man leider immer erst hinterher.

Um so begrüßenswerter sind die jüngsten Initiativen der Waffenhändler zum Glasnost beim Export tschechoslowakischer T-72-Panzer nach Syrien. Schon über die Fahrt des deutschen Frachters „Godewind“ mit 16 dieser Tanks konnte man sich in polnischen Zeitungen informieren, noch bevor der Dampfer überhaupt losgefahren war. Nur der Bundesnachrichtendienst kann leider kein Polnisch lesen, und so bedurfte es erst geheimdienstlicher Mittel, um den Waffenkahn im Mittelmehr zu stoppen, anstatt ihn gleich in Hamburg an die Kette zu legen.

Auf „Godewind“ folgt „Nadia J.“. Der dänische Dampfer mit dem lieblichen Namen hat zwölf Panzer für Syrien an Bord. Doch diesmal beließen es die freundlichen Waffenhändler nicht bei Glasnost. Sie setzten ihr Schiff in der Ostsee auf Grund. Nun liegt der Waffentransporter im dänischen Hafen Saeby an der Kette, muß repariert werden, und es ist fraglich, ob er von dort noch jemals nach Syrien weiterfahren darf. Denn auch die Dänen haben ein Kriegswaffenkontrollgesetz.

Insgesamt wollen die Tschechen 250 T-72-Panzer an Syrien liefern. Nach den jüngsten Erfolgen mit den ersten 28 Exemplaren dürfen wir gespannt sein, wie die Lieferung als nächstes erfolgt. Warum nicht mit dem Schlauchboot? Oder man heuert das Greenpeace-Schiff „Sirius“ an — die klagen ja ohnehin über die sinkende Spendenbereitschaft. Ideal allerdings wäre der Transport auf dem Landweg. Wir empfehlen da die Route von der CSFR via Ungarn an die ex-jugoslawische Adria. Auf dem Weg durch die Kraijna nach Dubrovnik könnte man gleich die Betriebstauglichkeit der Panzer überprüfen. Und von einem Waffenkontrollgesetz ist in Kroatien und Serbien auch nichts bekannt — die Öffentlichkeit bekäme hübsche Bilder, und die Waffenhändler wären endlich ihre Panzer los. Bleibt nur die Frage: Ist Syriens Diktator Assad mit gebrauchten Panzern zufrieden? Klaus Hillenbrand