Impfstoff gegen Affen-Aids

■ Amerikanische Wissenschaftler entwickelten einen Impfstoff, der Affen vor Aids schützt

Washington (taz) — Ein auf gentechnischer Basis hergestellter Impfstoff schützt Affen vor dem mit dem Aids-Erreger eng verwandten SIV- Virus (Simian Immunodeficiency Virus). Der Impfstoff unterscheidet sich von herkömmlichen Vakzinen, weil er lediglich ein Eiweiß des Erregers enthält, gegen den er wirken soll. Andere Impfstoffe bestehen aus dem ganzen Erreger in abgetöteter oder geschwächter Form. Diese herkömmliche Art der Impfstoffe gilt bei Aids als zu gefährlich.

Um den Affen-Impfstoff zu gewinnen, schnipselten Wissenschaftler der Firma Bristol-Myers (Seattle, US-Bundesstaat Washington) ein Gen aus dem SIV-Virus, das den Aufbau eines der Mantel-Eiweiße des Virus lenkt. Das Gen wurde in den im Labor leicht vermehrbaren Vaccinia-Erreger eingesetzt. Das Vaccinia-Virus kam dem Befehl des SIV-Gens nach, produzierte das entsprechende SIV-Eiweiß und baute es in seine Hülle ein.

Vier Makaken wurden mit diesem Vaccinia-SIV-Präparat dreimal im Lauf von 18 Monaten behandelt. Untersuchungen während der Zeit ergaben, daß die Tiere sowohl gegen das Vaccinia-Virus wie gegen Erreger, die das SIV-Eiweiß enthalten, Antikörper entwickelten. Vier Wochen nach der letzten Impfung injizierten die Forscher den Versuchstieren und vier Kontrolltieren, die nicht geimpft worden waren, lebende SIV-Viren. Die Kontrolltiere waren innerhalb weniger Wochen mit dem Virus infiziert, während die geimpften Makaken gesund blieben. Noch ein Jahr später sind sie infektionsfrei.

Die Ergebnisse sind erfreulich, so Aids-Forscher Dani Bolognesi, weil sie beweisen, daß „die Untereinheiten-Methode“ funktionieren kann. Andere Impfstoffe, die mit Eiweißen verschiedener Aids-Erreger hergestellt wurden, hatten zwar die Bildung von Antikörpern ausgelöst, aber konnten Versuchstiere nicht vor lebenden Erregern schützen.

Andere Forscher bleiben skeptisch. Die Studie sei unter optimalen Laborbedingungen gemacht worden. Da die Tiere bereits vier Wochen nach der letzten Impfung mit dem Lebendvirus injiziert wurden, könne man keine Schlüsse über die Langzeitwirkung der Vakzine ziehen. Außerdem wirke der Impfstoff hochspezifisch auf das für seine Herstellung verwandte SIV-Eiweiß. Der beim Menschen auftretende HIV-Erreger existiert jedoch in Tausenden verschiedenen Formen. Silvia Sanides