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Die Wahrheit über Pakistans Bombe

■ Die Regierung in Islamabad gibt erstmals zu, daß das Land Atomwaffen bauen kann

Washington (ap/wps) — Die pakistanische Regierung hat jetzt erstmals offiziell eingeräumt, über die Fähigkeiten und das technische Wissen für den Bau von Atomwaffen zu verfügen. In einem Interview der 'Washington Post‘ vom Freitag sagte Außenminister Sharyar Khan, sein Land sei im Besitz aller Bestandteile, die man zum Bau einer Bombe brauche, einschließlich des Waffenkerns aus stark angereichertem Plutonium.

Die Abkehr von der Haltung bisheriger pakistanischer Regierungen, die jede Absicht zur Herstellung von Atomsprengsätzen bestritten hatten, begründete Khan damit, daß dies ohnehin „nicht glaubwürdig“ gewesen sei und sein Land nun endlich der Wahrheit die Ehre geben müsse.

In einer Begegnung mit US-Regierungsbeamten und Kongreßmitgliedern hatte Khan in dieser Woche versichert, daß Pakistan weder einen Kernsprengsatz zünden noch entsprechende Technik an andere Länder weitergeben werde.

Der US-Kongreß hatte im Jahre 1990 wegen der Unsicherheit über die pakistanische Atompolitik die Auslandshilfe im Umfang von fast 600 Millionen US-Dollar für das Land gestrichen. Da Pakistan die Wiederaufnahme der Hilfe wünsche, habe man sich jetzt dazu entschlossen, die Karten auf den Tisch zu legen, sagte Khan. Er wisse allerdings nicht, wie viele Atomsprengsätze aus den bislang in Pakistan verfügbaren Komponenten gebaut werden können. Seine Regierung habe aber im vergangenen Jahr die Produktion von hochangereichertem Uran und Waffenkernen permanent eingefroren. Dies gehörte zu den Bedingungen, die die USA für die Wiederaufnahme der Hilfe gestellt hatten.

Eine Zerstörung der Waffenkerne, wie von den USA gefordert, werde Pakistan aber erst in Betracht ziehen, wenn Indien dasselbe täte. Dazu müsse die US-Regierung verstärkten Druck auf das Nachbarland ausüben, forderte Khan. Pakistan begründet seine Weigerung, das Atomprogramm einzustellen, mit der Notwendigkeit eines nuklearen Gegengewichts zum atomaren Potential Indiens. Während China Anfang dieses Jahres einem US-amerikanischen Vorschlag zur Aufnahme von Verhandlungen über ein regionales Abkommen zur Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen zugestimmt habe, sträube sich Indien bislang. Allerdings wiesen jüngste Äußerungen aus Neu-Delhi darauf hin, meinte der pakistanische Außenminister, daß die indische Regierung bereit sei, die „Möglichkeit“ von Verhandlungen „zu überprüfen“.

Ein regionales Abkommen könnte die Voraussetzungen für gegenseitige Inspektionen von Nuklearanlagen schaffen und weitere Maßnahmen zur Verringerung des gegenseitigen Mißtrauens zwischen China, Indien und Pakistan vorsehen.

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