Zu leben wagen

■ Alter

Altern ist schwer und voller Mühsal,

man soll's nicht färben, vergolden, ewige Jugend spielen.

Krankheit, Schmerzen, Armut und Elend

sind häufig Gefährten.

Der Kreis wird enger um uns, Einsamkeit läßt viele erstarren.

Was einst bewegte, rückt ferner, allein Vergangenheit scheint tröstlich

und des Erinnerns wert.

Manche jedoch widerstehen dem stummen Versinken,

bleiben offen im Leben,

freu'n sich am Glück der anderen,

am immer neuen Blühen und Wachsen,

fallen nicht aus der Zeit,

begleiten den Tag, kritisch,

doch voller Verstehen.

Auch sie überwältigt in dunklen Stunden

Trauer und Angst

und die Furcht vor dem Nachher.

Doch sie bestehen die Tiefen,

sind bis zum Ende bereit,

den Kommenden zu dienen.

Alter ist ein Teil unseres Schicksals,

wir müssen's geduldig ertragen.

Dann mag's uns gelingen,

am Ende des Weges

mit Würde und Weisheit dem Tod zu begegnen,

vielleicht auch Kindern und Enkeln zu helfen,

die eigene Zeit zu erfüllen. Herbert Enderwitz