Mister President gave an aeroplane

■ Neuköllner Bezirksamt setzt mit Hilfe der US-Air-Force Aktion für russische Partnerstadt Puschkin fort

Neukölln. »Please Mister President give me an areoplane«, hatte der Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) vor einer Woche gestöhnt, weil es seinen Mitarbeitern immer noch nicht gelungen war, eine russische oder deutsche Militärmaschine für den geplanten Transport weiterer Hilfsgüter nach Puschkin (bei St. Petersburg) zu ergattern. Womit der Bezirksbürgermeister nicht gerechnt hatte: sein Stoßseufzer wurde in Washington erhört. Kommenden Freitag wird auf dem Flughafen Tegel erstmals eine C-5 Galaxy der US-Air-Force landen, 60 Tonnen Lebensmittel und Medikamente aufnehmen und noch am selben Tag nach Puschkin bringen. Die Galaxy ist nach der russischen Condor das zweitgrößte Flugzeug der Welt. Sie ist fast so groß wie ein Fußballfeld und so hoch wie ein sechsstöckiges Gebäude. Der Flug von Berlin nach Puschkin gehört zu den 54 Hilfstransporten in die GUS im Rahmen der Luftbrücke »Operation Hoffnung«, die am Montag von US-Außenminister Baker in Frankfurt eröffnet wurde.

Die 105.000 Einwohner zählende Partnerstadt des Neuköllner Bezirksamts Puschkin wird in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal mit Hilfsgütern beliefert. Die erste Ladung am 21. Januar war von Mitarbeitern des Bezirksamts und zahlreichen Journalisten begleitet worden. Das massive Kontrollaufgebot hatte bei den Puschkinern zum Teil sehr zwiespältige Gefühle hervorgerufen (die taz berichtete). Diesmal wird die Galaxy von Bürgermeister Buschkowsky, seinem Pressesprecher Warweg und einer Dolmetscherin begleitet. Parallel dazu werden statt der Journaille ein Kinderarzt, ein Mitarbeiter der Treuhand, zwei Neuköllner Lehrer sowie zwei Köche des Arbeiter-Samariter-Bundes nach Puschkin fliegen. Zeitgleich wird sich ein LKW-Konvoi mit 100 Tonnen Hilfsgütern in Begleitung von Bezirksamtsmitarbeitern nach Puschkin aufmachen.

Die beiden Köche »mit Katastropheneinsatz-Erfahrung« sollen nach Angaben von Buschkowsky in Puschkin beim Aufbau einer Suppenküche helfen und in den kommenden Wochen jeweils 500 Portionen warme Mahlzeit am Tag für bedürftige Rentner und kinderreiche Familien zubereiten. Wohlgemerkt: Bis dato ist in Puschkin noch niemand verhungert. Das Problem ist nicht, daß es keine Lebensmittel zu kaufen gibt, sondern daß diese, gemessen an den Löhnen, nahezu unerschwinglich sind. Im Grunde genommen braucht die Stadt viel dringender als Hilfsmittel Investitionen und wirtschaftliches Know-how bei der Privatisierung der Betriebe. Ob es sich als hilfreich erweisen wird, daß der Mitarbeiter der Treuhand, Abteilung Abwicklung, Klaus Hähn, für ein paar Tage mit nach Puschkin fliegt, wird sich zeigen (siehe auch Interview). plu