Stasi-Generäle im Bild

Berlin (taz) — Am Mittwoch abend bekam das Gespenst ein Gesicht. Wer sich bislang unter Stasi nur Aktenberge, Plattenbauten und einen debilen Mielke vorstellen konnte, weiß nun, wie die Funktionselite des ehemaligen Geheimdienstes aussieht, spricht und wohnt. Sechs ehemalige Generäle, darunter der Mielke-Stellvertreter Wolfgang Schwaniz und der Wolf- Nachfolger Großmann, standen einem Reporterduo der ARD über Monate Rede und Antwort.

Generalmajor Horst Männchen berichtete von einem besonders gut gelungenen Clou der Stasi. Männchen, ehemals Chef der Funkaufklärung, behauptete, im Rahmen einer Operation „Zugriff“ sei es der Stasi gelungen, getarnt als Zugangsberechtigte für diverse westdeutsche Datensysteme, auch BND-Agenten aus dem BND- Computer zu fischen. HVA-Chef Großmann plauderte lieber über die „Romeo-Strecke“ als über noch nicht enttarnte ehemalige Stasi- Agenten in der BRD. Unter Romeo-Strecke lief bei der Stasi das Sekretärinnen-Anwerbeprogramm, um deren Vereinsamung sich ihr eigentlicher Arbeitgeber eben nicht genug gekümmert hat. „Die wurden zwar gut bezahlt, aber waren sonst doch völlig allein.“ Kein Problem für den Ostberliner Romeo. Zerknirschung ob ihrer früheren Tätigkeit wollte vor der Kamera keiner der Angesprochenen zeigen. Sie seien erstens Soldaten gewesen und hätten zweitens einem Staat gedient, an den sie geglaubt haben. Es sei eben darum gegegangen, „die Macht zu schützen“. Das versuche schließlich jede Regierung in jedem Land. JG