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Komödienstadl

■ Peter Eschberg und Otto Tausig eröffnen das Frankfurter Schauspielhaus

Also gut, Botschaft verstanden: Intendant Eschberg, dem Populisten, sind die Kritiker eh wurscht. Am Abend nach der Premiere darf Otto Tausig als Bauer Wurzel sein „Aschenlied“ um einige Strophen verlängern. Er meckert über die Ausländerfeindlichkeit (gut, daß wir mal drüber gesprochen haben), stößt sich an der grauen Farbe des soeben für 20 Millionen Mark rundum erneuerten Schauspielhauses und verkündet Eschbergs Credo: Die Kritiker kümmern keinen. Er macht Theater für's Volk, und die Geschmäcker sind halt versch-iden. Da johlt das Parkett: Ist das nicht der Beginn einer wunderbaren Feindschaft zwischen dem Rezensenten der 'Frankfurter Rundschau‘, Peter Iden, und dem Schauspielchef Eschberg? Theatergänger und Theatermacher sollen zusammenhalten, Leute kauft's Abos! Das singen die wirklich.

Komödienstadl auf hessisch. Nur keinem wehtun. Mit Raimunds Ferdl kein Problem — Musik, Lieder und stille Einfalt. Wer sich wehrt, lebt da verkehrt. Das biedere „Original-Zaubermärchen“ vom reich gewordenen Bauer geht so: Der Bauer muß erst wieder arm werden, um zufrieden zu sein. Erst dann kann Pflegetochter Lotte den Fischer-Karl ehelichen, denn auf Lotte ruht ein Bann...

Drei Stunden lang darf Otto Tausig über die Bühne operetteln — wie ein Hans Moser für Kassenpatienten. Dabei ist der Siebzigjährige der Lichtblick des Abends. Seine schauspielerische Brillanz rettet über weite Strecken zumindest etwas von dem, was Theater noch sein könnte.

Tief befriedigt schält sich der angehende Abonnent anschließend aus seinem bequemen Sessel, schließlich hat er einen veritablen Kessel Buntes gesehen: acht lebensgroße Styroporkühe, eine Fee vor einem pompösen Sternenhimmel und viele viele bunte Kleider. Ein echter „Hauptjux“ , würde Wurzel dazu sagen.

„Vergessen ist schön“, singt's zum Schluß aus allen Kehlen. Ich werde mich dran halten, großes Indianerehrenwort. Der blaue Bock wird schließlich nur einmal abgeschossen. Jörg Rheinländer

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