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G+J schluckt Berliner Verlag allein

Süddeutscher Verlag hat die Gespräche um eine Übernahme der Maxwell-Anteile abgebrochen  ■ Aus Berlin Donata Riedel

Der Süddeutsche Verlag will nicht mehr beim Berliner Verlag einsteigen. Die Gespräche mit dem Nachlaßverwalter des verstorbenen britischen Großverlegers Robert Maxwell seien abgebrochen worden, hieß es gestern aus der Verlagsleitung in München. Die Maxwell-Anteile (50 Prozent) werden damit von der Bertelsmanntochter Gruner und Jahr (G+J) gekauft, dem bereits die andere Hälfte des ehemaligen DDR- Verlags ('Berliner Zeitung‘, 'Wochenpost‘) gehört.

Offenbar fanden die Verleger der 'Süddeutschen Zeitung‘, die so den Einstieg in den hart umkämpften Berliner Zeitungsmarkt tun wollten, die Rolle Maxwells als Geldgeber ohne verlegerischen Einfluß nicht attraktiv: Das gesamte Management liegt in den Händen von G+J, während Maxwell die Geschäfte der zum Verlag gehörenden Ostberliner Druckerei führte. Kurz vor seinem Tod, in dessen Folge das total überschuldete Medienimperium einstürzte, hatte Maxwell übrigens nicht nur seine britischen Verlage geplündert, sondern auch aus der Druckerei noch 21 Millionen Mark aus der gemeinsamen Investitionskasse mitgehen lassen. „Dieser Betrag muß jetzt natürlich vom Kaufpreis der Maxwell-Anteile abgzogen werden“, meinte gestern G+J-Verlagssprecherin Sigrid Berenberg.

Über die Höhe des Kaufpreises schweigen sich alle Beteiligten wie üblich aus. Der Maxwell-Anteil dürfte allerdings nicht ganz billig sein: 330 Millionen Mark sollen G+J und Maxwell beim Kauf gezahlt haben; durch die bisherigen Investitionen dürfte der Verlag nicht an Wert verloren haben. G+J wollen nach Aussage der Verlagssprecherin die geplanten Investitionen in Berlin nicht zurückschrauben, auch wenn sie künftig allein das Geld aufbringen müssen. Schließlich sei der Berliner Markt heiß umkämpft, und G+J genügend finanzstark, das Engagement durchzuhalten.

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