Daimler: Senat schafft U-Bahn-Bau nicht

■ Auseinandersetzung zwischen Konzern und Senat um die Zahl der Stellplätze am Potsdamer Platz geht weiter/ Daimler will 5.300, Senat jedoch nur zu 2.500 bereit/ Bausenator: Stadt muß entscheiden

Berlin. Der Streit zwischen Daimler-Benz und dem Senat geht weiter. Die Firma hatte am Wochenende gefordert, mindestens 5.300 Autostellplätze an ihrem geplanten Dienstleistungszentrum an Potsdamer Platz bauen zu dürfen. Der Senat will aber nur 2.500 Plätze zulassen. Unternehmenssprecher Eckhard Zanger sagte auf Anfrage, man habe bei der Forderung von 5.300 Plätzen bereits berücksichtigt, daß der Senat ein Verhältnis zwischen öffentlichem Nahverkehr und Autoverkehr von 80 zu 20 wolle. Mit der einen U-Bahn- Strecke, die derzeit unter dem Platz instand gesetzt werde, könnten aber ohnehin nur 45 Prozent der Verkehrssteilnehmer die BVG benutzen. Dies hätte ein Gutachten der Studiengesellschaft Nahverkehr ergeben, so Zanger.

Man sei bereit, die 5.300 Stellplätze drei bis fünf Jahre nach der Fertigstellung wieder abzubauen und etwa als Lagerfläche zu nutzen, wenn das U-Bahn-Angebot bis dahin ausreichend sei, sagte Zanger weiter. Aber zunächst einmal bestehe man auf dieser Zahl, denn man habe nicht das Vertrauen, daß der Senat den notwendigen zusätzlichen U-Bahn-Bau rechtzeitig schaffe. Ob und wann sowohl die geplante Ost- West-U-Bahn wie auch die Regionalbahn gebaut würden, sei völlig ungeklärt. »Der Senat hat kein Verkehrskonzept«, sagte Zanger.

Im übrigen habe der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen dem Konzernchef Edzard Reuter zugesichert, daß es in der Stellplatzfrage keine Probleme geben werde. Erst anschließend seien aus der Senatsbauverwaltung Bedenken gekommen. Dies sei, so Senatssprecher Eduard Heußen, »Quatsch«. Zum einen könne Diepgen so konkrete Zusagen gegen die zuständigen Fachsenatoren gar nicht machen.

Die 5.300 Stellplätze sind nur die, die Daimler brauche, rechnet Heußen vor. Bei diesem Maßstab würden für den ganzen Potsdamer Platz 16.000 Stellplätze gebraucht. Das wären 6.000 mehr als in der gesamten Westberliner Innenstadt. Der Senat hält 2.500 Plätze auf dem Daimler-Grundstück für ausreichend, da bereits im kommenden Jahr der Potsdamer Platz von S- und U-Bahn erschlossen sein werde.

Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) hatte am Montag Daimler- Benz aufgefordert, bei der Bebauung des Potsdamer Platzes städtebauliche Vorgaben des Senats zu respektieren. Für den Senat sei es eine Frage der politischen Glaubwürdigkeit, ob städtebauliche und verkehrspolitische Entscheidungen ernst genommen würden. Der Senat werde eine grundsätzliche Verfälschung des preisgekrönten Wettbewerbsentwurfs nicht hinnehmen, zumal sich der Konzern im Kaufvertrag verpflichtet habe, sich daran zu orientieren. »An solchen Fragen entscheidet sich, wer die Stadt regiert«, so Nagel. esch/dpa