Rein symbolische Verzweiflungstat

■ Der Intendant des SFB und die mögliche Übernahme des Programms von RIAS2

SFB-Intendant Günther von Lojewski scheint sich gewisse Hoffnungen darauf zu machen, RIAS2 unter sein öffentlich-rechtliches Dach zu bekommen. Immerhin ließ der SFB-Chef intern durchblicken, daß dann entweder das Informationsprogramm SFB 2 oder die Jugendwelle Radio 4 U (SFB 4) abgewickelt werden müsse. Grundsätzlich scheint die Übernahme wegen der großen Reichweite von RIAS2 keine schlechte Idee zu sein. Hat doch der SFB mit seinen vier Radiowellen weniger Einschaltquote als der private rechtspopulistische Dudelsender Hundert,6 — und könnte die Prozente gut brauchen. RIAS2, der aus Bonn und den USA bezahlte Staatsfunk im kommerziellen Gewande, war immer schon eine gemeine Konkurrenz. Und doch wäre die Übernahme nur eine symbolische Verzweiflungstat des Günther von Lojewski.

Denn mit seiner hysterischen Quarantänepolitik erst gegen den Ex-DDR-Rundfunk in Ostberlin, dann gegen den Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB), hat von Lojewski den SFB wie kein anderer in die Klemme gebracht. Ein verquerer Alleinvertretungsanspruch und Wellenreformen, die den Sender in der Hauptsache an das Niveau der Privaten anpaßten, taten weiteres. Eine Kooperation mit dem ORB bei einem gemeinsamen Jugendprogramm scheitert bislang ebenfalls überwiegend an Lojewski. Kein Wunder, daß viele BeobachterInnen langsam aber sicher meinen, der Intendant handle im Interesse des Privatfunks und nicht im öffentlich-rechtlichen.

Für die immer noch stark auf Westberlin konzentrierte und teils auch noch dem Frontstadtdenken verhaftete Anstalt SFB, die nun zum „Hauptstadtsender“ für die ganze Stadt transformiert werden muß, scheint Lojewski der so ziemlich ungeeignetste Leiter. Zumal der gebührenschwache Sender auch ohne jedes Zutun aus seiner Führungsebene zerrieben zu werden droht. Von außen wirken die widerstrebenden Parteiinteressen der großen Koalition in Berlin und dem SPD-dominierten Ampelbündnis in Brandenburg — sowie der sich dahinter verbergende Ost-West-Konflikt. Gar nicht zu reden von der aggressiven Konkurrenz auf dem Gesamtberliner Radiomarkt. Und im Innern, im christlich dominierten Rundfunkrat, werkeln seit Jahr und Tag fröhlich und ohne jede Scham die Privatfunk-Lobbyisten. Die haben nur ein Interesse: nämlich die „Elendswellen“, wie sie sie nennen, noch weiter verelenden zu lassen. Hans-H. Kotte