PORTRAIT
: Hauffs Weg nach rechts

Der ehemalige sozialdemokratische „Hoffnungsträger“ ist jetzt bei der Springer-Zeitung 'Bild‘ eingestiegen  ■ Von K.-P. Klingelschmitt

Frankfurt/Main (taz) — Daß man(n) in der „freien“ Wirtschaft mehr Geld verdienen kann als auf dem Felde der Politik, haben vor Volker Hauff (SPD) schon andere Politiker erkannt. „Repräsentanten“ heißen die Männer, die sich in der Parteipolitik ihre Sporen verdient haben— und die ließen sie sich anschließend in den Chefetagen von Banken oder Wochenzeitungen „vergolden“.

Nach seinem tiefen Fall vom Sessel des Oberbürgermeisters der Mainmetropole Frankfurt ins politische Abseits, „landet“ der inzwischen 51jährige Hauff sanft und direkt in der Belletage des Axel „Cäsar“ Springer Verlags in Berlin. Schließlich hatte gerade das Spinger- Blatt 'Bild‘ das vermeintliche oder tatsächliche Bild vom „Hauff- Schlachtfest“ der sogenannten sozialdemokratischen Viererbande wochenlang in blutroter Farbe „ausgemalt“: Die Feinde meiner Feinde sind (automatisch) meine Freunde.

Daß Hauff nun ausgerechnet für den rechtslastigen 'Bild‘-Verlag vom 1. April an in Bonn und Brüssel den Lobbyisten spielen wird, hat gerade in Frankfurt für Irritationen gesorgt. Zwar halten die Freunde Hauffs aus den Reihen der Grünen im Römer, die wochenlang mit Hauff die rot-grüne Programmatik ausgehandelt hatten, den Wechsel des Schwaben in die Privatwirtschaft für seine „Privatangelegenheit“. In den Reihen der Frankfurter Sozialdemokraten mehren sich dagegen die Stimmen, die nach dem vollständigen Abgang von Hauff aus der Politik auf klare Verhältnisse setzen: Volker, gib's Parteibuch zurück!

Seinen Sitz im Bundesvorstand der SPD hatte der Zen-Buddhist Hauff bereits nach seinem Rücktritt vom Amt des Oberbürgermeisters verloren. Dabei war der einstige „Hoffnungsträger“ der Partei als Musterstipendiat der Ebert-Stiftung vor exakt 22 Jahren mit Vorschußlorbeeren in den Bundetag gekommen — als Ziehkind Willy Brandts. Nur drei Jahre später war Hauff schon Staatssekretär im Bundesministerium für Forschung und Technologie und 1978 selbst der Minister. Als Bundesverkehrsminister (1980/81) brachte Hauff den in Sachen Startbahn schwankend gewordenen hessischen Ministerpräsidenten Holger Börner wieder auf Parteilinie und avancierte so zum Buhmann der Szene — und als OB zum Buhmann der eigenen Partei. An der hat sich Hauff inzwischen mit einer Autobiographie gerächt, die im März auf den Markt kommt. Die „Königsmörder“ von 1991 bekommen ihr Fett ab — und der Springer-Repräsentant Hauff kann parteiintern nicht mehr abgestraft werden. Hauff: „Ich bin halt verliebt ins Gelingen.“