Polens Fälscher

Warschau (taz) — Polens frechste Falschgeldproduzenten sitzen hinter Gitter. Die Busfahrscheinfälscher werden aber immer noch gesucht.

Vier Mitarbeiter der staatlichen polnischen Notenpresse atmen inzwischen gesiebte Luft. In ihren Wohnungen fanden Kriminalbeamte Papier, mit dem sich Banknoten im Wert von 4 Milliarden Zloty (knapp 400.000 Dollar) drucken ließe. In einer weiteren Wohnung im berüchtigten Warschauer Stadtteil Praga- Nord entdeckten die Ermittler die Notenpresse: Eine schlichte Farbkopiermaschine. Das dazugehörige Papier hatten die vier Arbeiter als Makulatur mit nach Hause genommen. Nicht ausgeschlossen ist, daß an der Fälscherei noch weitere Täter beteiligt waren und daß immer noch Blüten verbreitet werden. Für Polens Verbraucher bleibt also der Nervenkitzel: Sind die Ersparnisse zu Hause vielleicht alle gefälscht?

Kaum ist der Fall der Geldfälscher gelöst, da macht ein anderer Furore. Falsche Straßenbahn- und Busfahrscheine im Wert von einer halben Milliarde Zloty entdeckten Polizisten in einer anderen Wohnung, ebenfalls in Praga-Nord.

Auf die Spur waren sie durch den Hinweis eines Warschauers gekommen, der vermutet hatte, der Besitzer der Wohnung drucke Falschgeld. Daß bereits seit geraumer Zeit falsche Bustickets auf dem Markt waren, hatte bereits die Warschauer Nahverkehrsverwaltung bemerkt: „Unsere Busse sind völlig überfüllt, und trotzdem gingen die Einnahmen aus dem Vorverkauf immer weiter zurück. Die Zahl der Schwarzfahrer ist aber auch nicht gestiegen“, wunderte sich ein Sprecher der Verkehrsbetriebe.

Jetzt ist das Rätsel gelöst: Busfahrscheine sind noch leichter zu fälschen als polnische Banknoten — Farbkopierer machen's möglich. Inzwischen sind auch schon die ersten Vorschläge aufgetaucht, alle Farbkopierer in Polen zwangsweise zu registrieren. Nur: Wie soll man die finden? Klaus Bachmann