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Kabarett light

■ Herr Rogler und Herr Busse, Di., ARD, 21.05 Uhr

Das Barfräulein Ines hatte Müdigkeit vorgeschützt und war schon mal zu Bett gegangen. Ganz gleich, ob sie dort nun der wohlverdiente Schlaf übermannte oder gar andere Freuden auf sie warteten, im Schankraum hat sie jedenfalls nicht allzuviel verpaßt. Denn was die Herren Rogler und Busse als Repräsentanten der Vertreterzunft da am verwaisten Tresen ausschenkten, war allenfalls Kabarett in fernsehgerechter LightVersion.

Schon die Wahl der Berufsgruppe zeugte nicht eben von sonderlicher Originalität. Schließlich gehören jene Möchtegern-Selfmade-Unternehmer als notorische Schleimer und Sprücheklopfer neben Beamten, Betschwestern und Politikern zu den immer wieder gern karikierten Berufsständen. Enttäuschend war jedoch letztlich, daß sich die beiden gestandenen Kabarettisten weitgehend darauf beschränkten, die gängigen Vertreter-Klischees zu imitieren. Statt Dialogwitz alberne Verwechslungsspiele um Homonyme („Golf“; „Verbindungen“; „Einheit“ etc.) und ein paar Anekdoten aus dem trostlosen Verkäuferalltag.

Zweifellos offenbarten Rogler und Busse dabei — nicht zuletzt dank ihrer ohnehin typgerechten Physiognomien — als Charakterdarsteller eines Abziehbildes ihre mimischen Qualitäten. Was Busse am besten gelingt, sind ohnehin die Brüller über die „eigenen“ Witzchen. Nur, dumme Vertretersprüche („rostfrei, aber stahlhart“) werden nicht schon dadurch amüsanter, daß sie aus dem Munde eines Kabarettisten erklingen. Hier und da ein paar eingestreute Meta-Witzchen („lustiger wird's nicht mehr“; „okay, fand ich jetzt auch nicht so komisch“) und ebenso unvermittelte wie unpassende Ausflüge ins (ehemalige) Sponti-Deutsch („Wo soll ich denn die Asche für meinen Anteil abgreifen?“) erhob das Ganze allenfalls zu einem Harald & Eddi für Abiturienten.

Sicherlich, es gibt weit Schlimmeres, was einem in der ersten Reihe unverfroren als Unterhaltung serviert wird. Die kabarettistische Doppelpackung war zweifellos amüsanter als Max Schautzer oder die holländische Silberlocke namens Rudi. Gegen den authentischen Schwachsinn eines Karl Moik (plus Hias) konnte der nachgemachte Vertreter- Nonsens jedoch zu keiner Zeit bestehen.

Bleibt zu hoffen, daß Roger und Busse bei der Porträtierung zweier Fernsehunterhaltungschefs in der nächsten Folge etwas bissigere Pointen einfallen. Zumindest dürften sie dabei aus dem Schatzkästlein ihrer eigenen Erfahrungen schöpfen können. Sollten die nächsten beiden Ausgaben jedoch ähnlich lau wie die Vorspeise auf den Schirm kommen, wird es nach dem (bisher produzierten) Drei-Gänge-Menü kaum jemandem nach einem Nachschlag gelüsten. Reinhard Lüke

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