Geschichte als Tropenfrucht

Hayden Whites „Metahistory“: ein Klassiker, revisited  ■ Von Ulrich Brieler

Nehmen wir zum Beispiel Nietzsche: „Der europäische Mischmensch (...) braucht schlechterdings ein Kostüm: er hat die Historie nötig als die Vorratskammer der Kostüme. Freilich bemerkt er dabei, daß ihm keines recht auf den Leib paßt — er wechselt und wechselt. Man sehe sich das 19. Jahrhundert auf diese schnellen Wechsel der Stil-Maskeraden an; und auf die Augenblicke der Verzweifelung darüber, daß uns ,nichts steht‘...“ Kein Bonmot des Lebensphilosophen ist besser geeignet, eine Studie vorzustellen, die eine Geschichte der historischen Einbildungskraft im 19.Jahrhundert bieten will und in der Nietzsche selber eine der Hauptrollen zukommt. Hayden Whites Metahistory, mittlerweile ein Klassiker der Selbstinterpretation des historischen Handwerks, liegt knapp 20 Jahre nach ihrer amerikanischen Erstpublikation nun in deutscher Übersetzung vor. Damit ist die Möglichkeit gegeben, sich auch hierzulande ein Bild über eine als Provokation der etablierten Historie verstandene Arbeit zu machen, die zudem in den letzten Jahren zum häufig nicht genannten, aber immer gegenwärtigen Bezugspunkt posthistoristischer Angriffe gegen die altehrwürdige Geschichtswissenschaft wurde.

Historiker und Metahistoriker

Whites Ausgangsüberlegung ist ein geschichtstheoretischer Allgemeinplatz: Die Geschichte ist nicht „pur“ zu haben. Die aktuelle Textdarstellung einer verflossenen Vergangenheit beruht immer auf einer theoriegeleiteten Rekonstruktion, also einer „Wiederherstellung“, die Ereignisse auswählt, filtert, verwirft, montiert, kombiniert... , um am Ende der historiographischen Arbeit eine in sich stimmige Erzählung präsentieren zu können. Soweit stimmt White mit dem traditionellen Selbstverständnis der Historie überein. Nur — und hier liegt der Rubikon, der den Metahistoriker vom Historiker trennt — die theoretischen Erklärungsmuster, die die unendliche Fülle der historischen Ereignisse als ein sinnvolles Ganzes erschließen, bilden für White nicht das erste Wort. Diese Theoriegemäuer sind ihrerseits — so seine entscheidende These — überdeterminiert durch eine nicht ableitbare „metageschichtliche“ Grundlage: die unterschiedlichen sprachlichen Figuren, die Erkenntnis und Darstellung eines historischen Feldes vorbestimmen.

Das sprachliche Netz der Historie

White kehrt damit die traditionelle Sicht der Dinge vollständig um: Befand sich der Geschichtsschreiber bisher in der Überzeugung zuhause, über Theorien und Methoden der objektiven Tatsachenrekonstruktion zu verfügen, um im Anschluß daran — wenn denn überhaupt — Gedanken bezüglich ihrer literarischen Darstellung zu entwickeln, so muß er sich von White eines Besseren belehren lassen. Es ist die herangezogene sprachliche Figur, die jeweilige Trope, die dem Historiker die theoretischen Erklärungsmuster diktiert. Geschichtsschreibung, so White, ist ein wesentlich literarischer Akt, was grundlegende Folgen für das Bild des Historikers haben muß: Sein Status als theoriebewußter Wissenschaftler wird auf den eines poetisch inspirierten Märchenerzählers zurückgestuft.

White behauptet vier grundlegende sprachliche Figuren, die die poetische Bedingung jeder Geschichtsschreibung bilden: die Metapher, die Metonymie, die Synekdoche und die Ironie. Diese Tropen sind als Bewußtseinsformen zu verstehen, die der Kopf denkt, bevor er zu denken beginnt: symbolische Muster spontaner Welterfassung. Im mühsamen Geschäft der Quellenentzifferung souffliert dem Historiker die jeweilige Trope das Ordnungsprinzip des unüberschaubaren Dokumentenfeldes.

Nehmen wir zum Beispiel Jules Michelet, den Großmeister der französischen Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts, dem White attestiert, seine Geschichtsdarstellung nach Maßgabe der metaphorischen Trope zu entwickeln. Die historischen Phänomene werden hier nach dem Grad ihrer Ähnlichkeit bzw. Differenz geordnet, wobei der Orientierungspunkt Michelets der ewige Konflikt zwischen den Mächten der Unterdrückung und den Gegenkräften der Freiheit darstellt. In dieser Perspektive wird die Geschichte zu einem Enthüllungs- und Befreiungsdrama, in dem der Mensch im Kampf um die Meisterung seines Geschicks gegen die Mächte der Dunkelheit steht. Hören wir Michelets Einfühlung in die Volksseele am Vorabend der Französischen Revolution: „Ängstige dich nicht über deinen Zweifel. Dieser Zweifel ist schon der Glaube. Glaube, hoffe! Das aufgeschobene Recht wird seine Ankunft erleben, es wird zu Gericht sitzen, urteilen, über das Dogma und über die Welt ... Und dieser Tag des Gerichts wird die Revolution genannt werden.“ Michelet denkt die Geschichte als zielgerichteten Erlösungsprozeß und das literarische Medium, dessen er sich bedient, ist die Erzählform der Romanze. Im zeitlosen Kampf des Guten gegen das Böse, der Tugend gegen das Laster, der Gerechtigkeit gegen die Ungerechtigkeit triumphiert letztlich der sich selbst findende menschliche Held. Den absoluten Gegenpol zu dieser romantischen Konzeption bildet die Satire. Der Mensch erscheint als Gefangener seiner Welt, hilflos den objektiven Mächten und Gewaltstrukturen preisgegeben. Zwischen diesen beiden Polen sind die Komödie und die Tragödie anzusiedeln: Sie ermöglichen eine, wenn auch befristete Versöhnung zwischen Mensch und Gesellschaft, Mensch und Natur oder ermessen zumindest die Bandbreite, die seiner subjektiven Freiheit im Angesicht übermächtiger Kräfte bleibt.

Diese vier unterschiedlichen Typen der, wie White es nennt, „narrativen Modellierung“ verkoppeln sich mit Gesetzen der historischen Auslegung. Das bekannteste ist sicherlich Marxens These vom Verhältnis zwischen materieller Basis und geistigem Überbau, eine „mechanizistische“ Konzeption, die sich deutlich von einer „formativistischen“ absetzt, die die Einzigartigkeit der historischen Akteure, Ereignisse und Triebkräfte betont.

Aber auch diese sogenannten „formalen Schlußfolgerungen“, die Sinn und Funktion des Geschichtsverlaufs zu deuten versuchen, bilden nicht das letzte Wort der Trope. Natürlich muß auch White der politischen Position des Historikers Rechnung tragen, ohne sie aber als bestimmend zu definieren. So fungiert Michelet als „Anarchist“, Marx als „Radikaler“, Tocqueville als „Liberaler“ und Burckhardt als „Konservativer“. Diese Zuordnung ist problematisch genug, aber erst diese karg konstruierte Ebene der „ideologischen Implikationen“ bildet den letzten Mosaikstein, um den Stil eines Historikers bestimmen zu können. Dieser liegt jeweils im Schnittpunkt der drei Dimensionen von Erzählmodi, formaler Strukturierung und ideologischer Positionsnahme. In der Summe ergibt dies ein komplexes Feld von Variationsmöglichkeiten, die White aber umgehend in zweierlei Richtungen einschränkt. Zum einen behauptet er eine zwar nicht zwingende, aber doch vorherrschende Übereinstimmung bestimmter Elemente der drei Ebenen. So suchen und finden sich romantischer Erzählmodus, formativistische Argumentation und anarchistisches Ideologiemuster. Zum anderen beharrt er für das 19.Jahrhundert auf einer zyklischen Entwicklungslogik der vier Darstellungsweisen: Etabliert sich die moderne Geschichtsschreibung der Ranke und Michelets in der metaphorischen Absetzung von der ironischen Geschichtsperspektive der Spätaufklärung, so findet sie ihren Endpunkt in der kulturpessimistisch gefärbten ironischen Geschichtsoptik der Nietzsche und Burckhardts.

Diese theoretischen Ausführungen Whites sind höchst abstrakt und allgemein gehalten. Aber wer das harte Brot der begrifflichen Vorspeise verdaut hat, den erwartet ein üppiges Hauptgericht: Eine zumindest in dieser Konstellation einmalige Präsentation des Geschichtsdenkens der wichtigsten Historiker und Geschichtsphilosophen des 19. Jahrhunderts. Den großen Meistern der Geschichtsschreibung — Michelet, Ranke, Tocqueville, Burckhardt — folgen die hohen Meister der Geschichtsreflexion — Hegel, Marx, Nietzsche, Croce. Aber bei aller Brillanz und Belesenheit der Darstellung läßt sich ein bezeichnendes Defizit beobachten: White unternimmt es an keiner Stelle — und diese Operation hätte bei seiner These des sprachlichen Primats der Geschichtskonstruktion mehr als nahe gelegen —, ein bestimmtes historisches Ereignis in der Optik der unterschiedlichen historiographischen Stile durchzudeklinieren.

Der Historiker als Märchenonkel

Dies hier zu unternehmen, wirft Probleme auf, weil kein Beispiel der Komplexität des Whiteschen Tableaus entsprechen kann. Jede der Sprachfiguren dient als Erklärungsmuster für geschichtliche Gesamtentwürfe und nicht für einzelne Ereignisse.

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Ein solcher „ungerechter“ Versuch beleuchtet aber gleichzeitig eine Fülle von Fragen, die mit der These der metageschichtlichen sprachlichen Grundlage einhergehen. Vergleichen wir also die Stilistik, mit der Michelet und Marx der Französischen Revolution begegnen.

Michelet — der Sturm auf die Bastille: „Der Morgen klärte auf, eine schreckliche Stille. Eine Idee erhob sich über Paris, und alle sahen dasselbe Licht. Eine Idee erleuchtete den Geist, eine Stimme sprach in den Herzen: ,Brich auf! Und Du wirst die Bastille einnehmen!‘ (...) Wer hatte (diesen Glauben)? Der zudem den Opfermut, der die Kraft hatte, seinem Glauben zu leben. Wer? Das Volk, alle und jeder. (...) Die Zukunft und die Vergangenheit gaben beide dieselbe Antwort. Beide sagten: ,Geh!‘ Und was außerhalb von Zukunft und Vergangenheit, das unveränderliche Recht, es sagte dasselbe. Das unsterbliche Gefühl des Gerechten gab dem erregten Menschenherz einen ehernen Mut.“ (Geschichte der französischen Revolution, 1839)

Marx — die Revolution als historischer Mummenschanz: „Die Tradition aller toten Geschlechter lastet wie ein Alp auf den Gehirnen der Lebenden. (...) gerade in solchen Epochen revolutonärer Krise beschwören sie ängstlich die Geister der Vergangenheit zu ihrem Dienste herauf, entlehnen ihnen Namen, Schlachtparole, Kostüm, um in dieser altehrwürdigen Verkleidung und mit dieser erborgten Sprache die neue Weltgeschichtsszene aufzuführen. (...) die Revolution von 1789—1814 drapierte sich abwechselnd als römische Republik und als römisches Kaisertum (...) So übersetzt der Anfänger, der eine neue Sprache erlernt hat, sie immer zurück in seine Muttersprache, aber den Geist der neuen Sprache hat er sich nur angeeignet, und frei in ihr zu produzieren vermag er nur, sobald er sich ohne Rückerinnerung in ihr bewegt und die ihm angestammte Sprache in ihr vergißt.“ (Der 18te Brumaire des Louis Bonaparte, 1852)

Die stilistische Differenz bedarf kaum weiterer Erläuterung: Hier die pathetisch-romantische Schreibweise, durchdrungen von der Vorstellung der ultimativen Auseinandersetzung zwischen Gerechtigkeit und Unrecht; dort der distanziert- neutrale, beinahe schon ironische Stil, der die Revolution auf ein Ereignis unter anderen in einem stabilen Geschichtskontinuum reduziert. Es existieren tausend gute Gründe, die diesen Unterschied erklären: Die zeitliche Nähe der Autoren zum Ereignis selber, ihre unterschiedliche soziale Stellung, ihre differenten politischen-ideologischen-philosophischen Bezugsgrößen und Ansichten, die Erfahrung der Revolutionen von 1830 und 1848 etc. Alle diese Aspekte sind ebenso einleuchtend, wie der eine nicht überzeugend ist: daß Michelet und Marx „nur“ prominente Repräsentanten sprachlicher Figuren sind, die das narrative Feld der Geschichtsdarstellung bevölkern und auf geeignete Träger warten, deren Erkenntnishaltung sie präformieren.

Dieser Anwurf ist nicht mißzuverstehen: In Frage steht nicht, daß jede geschichtliche Rekonstruktion sprachlich vermittelt ist. In Frage steht auch nicht, daß die Imagination keine tief im Innern des Historikers schlummernde und zu gegebenem Anlaß von Klio wachgeküßte Kraft darstellt, sondern Effekt einer präzise bestimmbaren Position im diskursiven Feld der Zeit darstellt, die der Autor einnimmt. In Frage steht das absolute Vorrecht, das White der sprachlichen Vorkonstruktion des historischen Stoffes zugesteht.

Aber selbst wenn diese These triftig wäre, stellt sie mehr Fragen, als White zu beantworten bereit ist: Bilden die vier Tropen, deren Zeitlosigkeit unter der Hand behauptet wird, ein Arsenal narrativer Beliebigkeit? Ist der Gebrauch einer Erzählfigur ein bewußter oder unbewußter Vorgang? Wenn letzteres zutrifft: Warum ist Marx nicht Michelet? Wie erklärt sich die zyklische Entwicklung der Erzählfiguren? White kokettiert mit den Antworten auf diese Fragen, ohne sie jemals zu geben. Sie würden das theoretische Gewicht seiner zentralen These empfindlich treffen. Ihm geht es um die Behauptung eines metahistorischen Apriori, weil nur dessen Geltung alle Grenzen fallen läßt: die zwischen der Geschichtsdarstellung und der Geschichtsphilosophie im 19.Jahrhundert, dem historischen Experimentierfeld seiner These, und die zwischen der Geschichtswissenschaft im allgemeinen und jedem anderen literarischen Genre: Alles wird zur Erzählung. Dieses Konzept besitzt zweifellos Verführungskraft, zumal auch das Faustpfand der wissenschaftlichen Objektivität und Wahrheit, die die Historie qua theoretisch regulierter Verfahren für sich beansprucht, keinesfalls immer stichhaltig ist. Denn wer wäre nicht zu dem Eingeständnis bereit, bestimmten literarischen Arbeiten einen höheren geschichtlichen Wahrheitsgehalt zuzugestehen, als zahllosen historischen Studien? Man denke nur an Heinrich Manns Romane über den Wilhelminismus oder Zolas Arbeiten über das zweite französische Kaiserreich, die im Vergleich zu den heute zu Recht vergessenen geschichtswissenschaftlichen Werken ihrer Zeit wahre Dokumente an historischer Klarsicht darstellen.

Natürlich läßt sich die Poetologisierungsthese in dieser Radikalität nicht halten und nichts beleuchtet dies mehr als die Schwierigkeiten, denen sich White bei seinen Versuchen gegenübersah, sie für die geschichtswissenschaftliche Arbeit der letzten Jahrzehnte fruchtbar zu machen. Bis auf spärliche Ausnahmen — so zwei Studien zu dem französischen Historiker Michel Foucault, dessen Originalität sich im Prokrustesbett der Whiteschen Tropen völlig verwischt — ist er diesem Vorhaben ausgewichen. Und dies nicht deshalb, weil sich keine narrativen Strukturen in aktuellen Geschichtswerken auffinden lassen, sondern weil diese nicht darauf reduziert werden können. Whites These lebt von der Stärke ihrer Zuspitzung, ein legitimes Mittel, sich im intellektuellen Feld Gehör zu verschaffen, ein untaugliches Instrument, der gesamten Wirklichkeit aktueller historiographischer Praxis gerecht zu werden.

Geschichte als umkämpfte Imaginationsfläche

Diese kritischen Einwände schmälern nicht den Wert der Studie Hayden Whites. Und sei es nur deshalb, weil sie eine Reise in die untergegangene Welt eines Geschichtsbewußtseins dokumentiert, das von der Überzeugung geprägt war, daß die Geschichte, und nur die Geschichte, Entscheidendes „zu sagen hätte“, ja, politische Richterfunktionen wahrnehmen könnte. Ideengeschichtlich reiht sich seine Arbeit in das Feld der geschichtskritischen Traktate ein, die die Historiographie seit ihrer wissenschaftlichen Institutionalisierung zu Beginn des 19. Jarhhunderts begleiten: Schopenhauers Über Geschichte, Nietzsches Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben, Theodor Lessings Geschichte als Sinngebung des Sinnlosen, Benjamins Geschichtsphilosophische Thesen — um nur die wichtigsten Adressen zu nennen — treffen sich in dem Punkt der Bloßstellung der historiographischen Illusion, authentisch Vergangenes rekonstruieren zu können. White unterbietet den Ideologieverdacht dieser Geschichtskritiker, indem er die sprachlichen Grundmuster jeder geschichtlichen Darstellung freilegt — aber ohne den damit einhergehenden Fragen angemessen zu begegnen.

Dennoch: Läßt sich einer intellektuellen Arbeit ein gewichtigerer Extrakt entziehen als das Fragwürdigwerden des Selbstverständlichen? Nichts anderes muß man White zugestehen, aller Schwarzweißzeichnung zum Trotz. Daß sich ein Wissenstypus wie die Historie dieser Herausforderung stellen müßte, versteht sich von selbst. Und sei es nur aus der „Verzweifelung darüber, daß uns ,nichts steht‘... “ Wahrscheinlicher ist das Gegenteil, und dies hängt auch mit dem Zeitpunkt der Veröffentlichung von Whites Arbeit zusammen. Die „wilden Jahre“ der historischen Theoriebildung sind längst Geschichte, die Schlachten um Theorie versus Narrativität längst geschlagen: Es wird wieder erzählt. Und den legitimen Diskussionspartner Whites, die historische Sozialwissenschaft als Speerspitze der geschichtstheoretischen Runderneuerung, hat gleichfalls das Schicksal aller „siegreichen“ Rebellionen ereilt: Sie ist selber Autorität und der leidigen Theoriediskussionen leid geworden. So können die Dinge weiter ihren Lauf nehmen: „immer wieder wird ein neues Stück Vorzeit und Ausland versucht, umgelegt, abgelegt, eingepackt, vor allem studiert: — wir sind das erste studierte Zeitalter in puncto der ,Kostüme‘...“ (Nietzsche). Die Geschichte wird bleiben, was sie immer war: Kein Exerzierfeld der „richtigen“ Lehren aus der Vergangenheit, sondern die gigantischste Imaginationsfläche, über die der zeitgenössische Mensch verfügt. Whites Verdienst besteht darin, diesem immer umkämpften Feld die diskursiven Grenzen gezogen zu haben. Eine Tatsache wird dies nicht aus der Welt schaffen: Das Kostümfest geht weiter.

Hayden White: Metahistory. Die historische Einbildungskraft im 19.Jahrhundert in Europa. Aus dem Amerikanischen von Peter Kohlhaas, S.Fischer-Verlag, 656 Seiten, geb., 78DM