Erneuter IRA-Anschlag im Zentrum Londons

Dublin (taz) — Die Irisch-Republikanische Armee (IRA) hat gestern erneut im Zentrum Londons zugeschlagen. Während des Berufsverkehrs am frühen Morgen explodierte eine Bombe, die in einer Toilette auf dem Bahnhof London Bridge versteckt war. 25 Personen wurden verletzt. Die Polizei sprach von einem „Wunder“, daß es keine Toten gegeben habe: Da kurz zuvor ein Zug eingefahren war, befanden sich Hunderte von Menschen auf dem benachbarten Bahnsteig. Die IRA hatte mit einem Kennwort, das die Authentizität des Anrufs bewies, eine telefonische Warnung durchgegeben. Sie gab allerdings nicht bekannt, auf welchem Londoner Bahnhof die Bombe versteckt war. Nach der Explosion kam der Verkehr in der Innenstadt praktisch zum Erliegen. George Churchill-Coleman, Leiter der Anti-Terrorismus-Einheit von Scotland Yard, warnte die Öffentlichkeit gestern vor weiteren Anschlägen. Er sagte, die IRA-Kampagne in Großbritannien sei auf ihrem Höhepunkt angelangt.

Der Anschlag wurde von Politikern aller Parteien scharf verurteilt. Innenminister Kenneth Baker sagte: „Mit diesen Aktionen wird die IRA keine neuen Freunde gewinnen. Es ist eine Ironie, daß der Anschlag ausgerechnet heute passierte, wo das Oberhaus am Nachmittag das Anti- Terrorismus-Gesetz verlängern soll.“ Die „Prevention of Terrorism Act“ (PTA), der der Polizei weitreichende Sonderrechte einräumt, ist 1974 als „vorübergehende Maßnahme“ nach den IRA-Attacken auf zwei Kneipen in Birmingham verabschiedet worden, bei denen 21 Menschen getötet wurden. Seitdem ist sie jedes Jahr routinemäßig verlängert worden. Das Unterhaus hatte die Verlängerung bereits am Montag abgesegnet. RaSo