Bonn lernt dazu beim Tropenholz

Unter öffentlichem Druck votiert die Regierung jetzt für die Aufnahme von sieben Tropenhölzern ins Artenschutzabkommen  ■ Von Werner Paczian

Bonn (taz) — Die deutschen Umweltschutzgruppen haben in Sachen Regenwaldschutz einen wichtigen Etappensieg errungen. Nach überaus kontroversen Diskussionen hinter den Bonner Kulissen wird die Bundesregierung überraschend die Aufnahme von sieben Tropenhölzern ins „Washingtoner Artenschutzabkommen“ (WA) unterstützen. Anfang März werden die WA- Vertragsstaaten über entsprechende Anträge entscheiden, die den Handel mit einer Tropenholzart ganz verbieten und von sechs weiteren zumindest einschränken sollen.

Die positive Haltung der Bundesregierung zu den Anträgen kam erst nach monatelangem Hickhack zwischen dem Umweltministerium und dem Wirtschafts- sowie Forstwirtschaftsministerium zustande. Letztere wurden dabei massiv von den deutschen Tropenholzimporteuren mit Argumenten gefüttert.

Einen Wendepunkt in der Bonner Einstellung haben offenbar zwei Anfang Januar zeitgleich erschienene Artikel in taz und 'FR‘ markiert. Darin wurden Teile eines ressortübergreifenden, internen Gesprächs veröffentlicht, an dem neben Ministeriumsvertretern auch zwei Holzhändler teilgenommen hatten. „Das hat eine Lawine losgetreten“, berichtet ein Insider gegenüber der taz. „Die Umweltverbände haben sich danach bitterböse in Bonn beschwert, daß man sie nicht zu dem Gespräch hinzugezogen hat.“ Schließlich habe sich sogar das Bundeskanzleramt eingeschaltet und für die Unterschutzstellung der sieben Tropenhölzer plädiert. „Der öffentliche Druck hat letztlich den Ausschlag gegeben“, so der taz-Informant weiter.

Bereits bei dem oben erwähnten internen Gespräch wurden die Argumente von Wirtschaftsminister Möllemann und dessen Regenwaldexperte, Gerhard Schmo, weitgehend identisch mit denen der Holzhändler, systematisch zerpflückt. In der dem Verein „Rettet den Regenwald“ zugespielten Tischvorlage des Umweltministeriums heißt es unter anderem: „Der geringe prozentuale Anteil des Exports am Holzeinschlag darf nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, daß dieser einen größeren ökologischen Effekt hat als die Brennholznutzung: Einsatz schweren Geräts, Schädigung benachbarter Bestände, tiefes Eindringen in unerschlossene Gebiete.“ Wirtschaftsministerium und Holzhändler behaupten dagegen seit Jahren, die Brandrodung sei entscheidend für die Regenwaldzerstörung verantwortlich.

Anfang 1992 schließlich fuhren Schmok und Co ihr letztes Geschütz auf: Professor Bruenig von der „Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft“ (BFH). Doch Bruenigs Argumente zogen nicht mehr. Er hatte 1989 eine Studie zur Erhaltung der Regenwälder vorgelegt, die einem Tropenholzverzicht eine klare Absage erteilt. Obwohl die Arbeit nachweislich von der Tropenholz-Lobby mitfinanziert wurde, diente sie der Bundesregierung bislang als Grundlage für ihre Regenwaldpolitik.

Mit der Entscheidung, sieben Tropenhölzer unter Schutz stellen zu wollen, hat Bonn erstmals die Bruenig-Linie verlassen.