Baustopp auf Hamburger Friedhofsgelände „reiner Zufall“?

Hamburg (taz) — Vorgestern protestierten etwa 150 Juden gegen die Bebauung des 1937 zerstörten ältesten jüdischen Friedhofs in Hamburg. Gestern verhängte das Bauprüfungsamt des zuständigen Bezirks Altona einen Baustopp für den geplanten Geschäfts- und Wohnkomplex. „Alles reiner Zufall“, erklärte Bezirksamtsleiter Hans-Peter Strenge gestern. Der Baustopp sei aus rein formaljuristischen Gründen verhängt worden, weil der Bauherr, die Investorengruppe Büll & Liedtke, es bisher versäumt habe, eine sogenannte Baulasterklärung für ein Wohnhaus einzureichen, das am Rande des geplanten Geschäftsgebäudes errichtet werden soll. Der Bauherr hätte aber bereits fest zugesagt, die fehlenden Papiere dem Bezirksamt heute vorzulegen, so daß schon am Donnerstag weitergebaut werden könnte, erklärte der Bezirksamtsleiter gegenüber der taz.

Die rätselhafte Koinzidenz der Ereignisse irritierte auch den Geschäftsführer der Investoren, Peter Voß, nicht weiter. Er sei nicht dazu gekommen, die Baulasterklärung einzureichen, weil er ständig mit Journalisten telefonieren müsse. Der voraussichtlich kurzzeitige Baustopp werde keine weiteren Bauverzögerungen verursachen. Er dementierte auch Gerüchte, daß es zwischen den Investoren und der Stadt zu Verhandlungen über einen Kauf des Geländes durch die Stadt gekommen sei. J.K.