Wer sich nicht wehrt: Hintern Herd

■ Das böse Erwachen der Frauen in Deutschland

Berlin (taz) — Der Dornröschenschlaf ist vorüber. Nach zwei Jahren gesamtdeutscher Träume von Demokratie und sozialer Gerechtigkeit sind die Frauen aufgewacht — und haben geklagt. Angeklagt.

Die Frauen aus dem Osten seien die Verliererinnen der Einheit, konstatierte die SPD-Schatzmeisterin Inge Wettig-Danielmeier am Sonntag auf dem Internationalen Frauentag. 62 Prozent von ihnen sind arbeitslos, doch nur 30 Prozent erhalten eine ABM-Stelle.

Wettig-Danielmeier wandte sich gegen den Teufelskreis der Männerlogik, daß „wer nicht arbeitet, auch keine Kinderbetreuung braucht, und wer keine Kinderbetreuung hat, auch nicht zu arbeiten braucht.“ In diesem Punkt erzielten alle Frauenorganisationen, die sich an den bundesweiten Diskussionen beteiligten, Einigkeit: Mütter haben ein Recht auf Kindergartenplätze für ihre Kinder.

Wichtig waren die Gedanken, die von der Idee der Leidensgemeinschaft wegführten. So forderte Bundesfrauenministerin Angela Merkel (CDU), die 165 Millionen Frauen in der EG sollten sich endlich als Machtfaktor begreifen und verstärkt für eine europaweite Gleichberechtigung am Arbeitplatz kämpfen.

Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer forderte in Leipzig, alle wirtschaftlichen Instrumentarien in der Bundesrepublik zugunsten der Frau einzusetzen. Und zwar nicht nur durch die Erhöhung der Zahl von Arbeitnehmerinnen, sondern auch dadurch, daß ihnen auch höhere Posten zugänglich gemacht würden.

Doch die Hoffnungsschimmer blieben schmal und fahl. Die Pressesprecherin der Grünen, Anne Nilges, brachte es auf den Punkt:

„Den Frauen im vereinigten Deutschland geht es so schlecht wie nie. Solange der Paragraph 218 besteht, solange Kindergartenplätze begrenzt und teuer sind, solange es keine gezielten Maßnahmen gegen Frauenarbeitslosigkeit gibt, solange Frauen mit Kindern bei der Wohnungssuche leer ausgehen, kann noch nicht einmal von Chancengleichheit geredet werden.“

Anläßlich des Internationalen Frauentags meldeten sich auch Ausländerinnen zu Wort. So verwies der Weltverband der Solidarität iranischer Frauen darauf, daß Frauen in der Dritten Welt für Dinge auf die Barrikaden steigen müßten, die für Deutsche längst selbstverständlich seien.

Ihr Hauptziel ist es, Mädchen im Iran das gleiche Recht auf Schulunterricht zu ermöglichen wie den Jungen. Mädchen müßten mit dem Einverständnis der Eltern auch von Lehrern unterrichtet werden dürfen. rik