Zuckerbrot und Peitsche

■ Trotz Embargo liefert der Westen Waffen an Birma

Stockholm (taz) — In der einen Hand halten sie den Nobelpreis für die Leitfigur der birmesischen Opposition, Aung Sang Suu Kyi, und mit der anderen verschieben sie Waffen an die regierende Junta: Die Bundesrepublik und Schweden unterlaufen das Waffenembargo, das die westlichen Länder und Japan in August 1988 verhängten, als die Demokratiebewegung in den Straßen von Rangun blutig niedergeschlagen wurde. Nach Informationen schwedischer Journalisten wird die Diktatur nach wie vor mit den neuesten Waffen versorgt. Die deutsche Fritz Werner GmbH stattet das birmesische Militär schon seit 1957 mit den Standardgewehren G-3 aus, mit denen 1988 Tausende von Demonstranten erschossen wurden. Eine in Birma ansässige Tochtergesellschaft produziert weiter für die Armee und unterläuft so das Embargo.

Schweden lieferte seit 1982 Raketen, und zwar mit der Genehmigung des Außenministeriums, das damals angeblich keine Gefahr für einen Bürgerkrieg witterte. Auch nach 1988 tauchten regelmäßig schwedische 84-Millimeter-Raketen in Birma auf, die in Lizenz in Singapur hergestellt werden. Munition liefert die Gesellschaft „Alliance Ordnance Singapore“, die sich teilweise im Besitz von Nobel befindet. Reinhard Wolff/rik