Werften: Abgekartetes Spiel der Treuhand?

Bonn/Schwerin (dpa/taz) — In der Treuhandanstalt steht die Entscheidung über die Privatisierung der ostdeutschen Werften unmittelbar bevor. Treuhand-Präsidentin Birgit Breuel sagte am Montag, der Vorstand werde am Abend oder Dienstag früh einen entsprechenden Beschluß fassen und ihn dem Verwaltungsrat mitteilen, der sich am 17.März mit den Werften befassen wird. Der FDP-Vorsitzende Otto Graf Lambsdorff behauptete dagegen, die Privatisierung sei beschlossene Sache. Es käme nicht zu der von Verkehrsminister Günther Krause vorgeschlagenen Verbundlösung, erklärte Lambsdorff am Montag nach einer Präsidiumssitzung in Bonn. Die Treuhand habe einer Übernahme der Meeres-Technik-Werft (MTW) Wismar und der Rostocker Dieselmotorenwerke (DMR) durch die Bremer Vulkan AG zugestimmt. Die norwegische Werftengruppe Kvaerner erhalte die Neptun-Warnow- Werft.

In den Auseinandersetzungen über die Krise hat Bundeskanzler Helmut Kohl dem Ministerpräsidenten von Mecklenburg-Vorpommern, Alfred Gomolka (CDU), deutlich den Rücken gestärkt. Nach Krauses Kritik am Werftenkonzept der Landesregierung beklagte Gomolka, in der Landespartei gebe es wenig Solidarität untereinander. Kohl nannte daraufhin zwar Krause nicht namentlich, erklärte aber in Anspielung auf das Bonner Kabinettsmitglied, ohne ein Mindestmaß an Solidarität gehe es in der Partei nicht. Wer meine, eine große Koalition sei zur Lösung der Probleme besser in der Lage, der irre. Die IG Metall hat inzwischen angekündigt, die Besetzung der Werften zeitweilig auszusetzen. Barbara Geier