Das Elend der Hausangestellten

■ Deviseneinnahmen als wichtiger Posten der Zahlungsbilanz asiatischer Staaten

Ihre Tochter als Hausangestellte ins Ausland zu schicken ist für viele arme Familien in Asien zu einer Überlebensstrategie geworden. Und für viele hochverschuldete Dritte-Welt-Staaten machen die Deviseneingänge der Kontraktarbeiterinnen einen beträchtlichen Posten in der nationalen Zahlungsbilanz aus: Laut einer Studie der britischen Sozialwissenschaftlerin Cynthia Enloe entsprachen 1986 die „Rücküberweisungen“ der ArbeitsmigrantInnen 56 Prozent der Exporteinnahmen Bangladeschs. Für Indien lag diese Ziffer bei 25 Prozent, für die Philippinen bei 18. Während Männer als Seeleute und Bauarbeiter emigrieren, bleibt für die — anteilsmäßig überwiegenden — Migrantinnen nur die Arbeit als Hausangestellte, Krankenschwester oder Prostituierte. 1988 arbeiteten 175.000 Filipinas im Ausland, 40 Prozent von ihnen als Kontraktarbeiterinnen, 81.000 als Hausangestellte. Die philippinsche Regierung verlangt von den ArbeiterInnen einen minimalen Prozentsatz ihres Lohns als Rücküberweisung — sonst kann ihnen die Arbeitserlaubnis entzogen werden. Rücküberweisungen von philippinischen Frauen und Männern machten 1988 achtzehn Prozent des philippinischen Außenhandels aus.

1988 erließ die philippinische Regierung „im Namen des nationalen Stolzes“ einen Bann für die Anwerbung von Filipinas außerhalb des Landes. Eine Regierung, die philippinische Hausangestellte „importieren“ wollte, sollte „explizite Sicherheiten“ zu deren Schutz nachweisen. Bereits damals hielten Beobachterinnen den Bann für „Nebelwerferei“. Schon 1989 hatten 22 Regierungen „Ausnahmeregelungen“ erhalten.

Frauen, die als Kontraktarbeiterinnen in Privathaushalten arbeiten, haben eine Sieben-Tage-Woche und sollen „rund um die Uhr“ verfügbar sein. Freizeit und Erholung sind für sie Fremdworte, medizinische Betreuung ist meistens nicht vorhanden. Die Frauen können zu jeder Art von Dienstleistung herangezogen werden, viele werden schwer körperlich und sexuell mißhandelt. Die Isolation am Arbeitsplatz in einer fremden kulturellen Umgebung führt bei den Hausangestellten oft zu schweren psychischen Traumata.

In Singapur verlangt die Regierung von philippinischen Hausangestellten alle sechs Monate einen Schwangerschaftstest. Falls eine Frau schwanger wird, verliert sie ihre Arbeitserlaubnis und muß zurück auf die Philippinen. Zahlreiche Frauen, die in Asien, dem mittleren Osten oder in Europa arbeiten, berichten von Vergewaltigungen und Mißhandlungen durch die Männer in ihrem Arbeitergeberhaushalt. Ingrid Schneider