Car-Walker und Rostige Ritzel

■ Preis für humane Verkehrsideen / Bundesweite Tops und Flops

In diesem Jahr schreibt der Verband selbstverwalteter Fahrradbetriebe (VSF) zum zweiten Mal seinen Verkehrspreis aus. Prämiert werden sollen „Initiativen, die humanere Verkehrsideen entwickelt haben und die daran arbeiten, diese umzusetzen“, wie es im Ausschreibungstext heißt.

Während sich beim ersten Wettbewerb vor zwei Jahren zwei Preisträger die 5.000 Mark teilen mußten, haben die Fahrradhändler dieses Mal die Summe auf 10.000 Mark verdoppelt. Bewerbungsschluß ist der 1. Mai.

Vor zwei Jahren hatten sich rund 50 Initiativen und Einzelpersonen beteiligt. „Wir erhoffen uns wesentlich mehr Einsendungen“, sagt Helmut Dachale, einer der Organisatoren, „das Thema ist in aller Munde.“ Im letzen Jahr teilten sich eine Bamberger Bürgerinitiative gegen eine Schnellstraße und die Initiatoren von witterungs- und diebstahlgeschützten Fahrradhäuschen in Hamburg-Altona den Preis.

Außerdem wurde noch ein Sonderpreis verliehen. Ein junger Münchner Verkehrsguerrilla hatte ihn für die ungewöhnliche Art und Weise erhalten, mit der er falschparkenden Autos begegnet war: Er war einfach drübergeklettert. Dieser Sonderpreis hatte einigen Wirbel verursacht. Der Schirmherr des Verkehrspreises, der Kölner Regierungspräsident Franz-Josef Antwerpes, wurde in der Presse heftig kritisiert: Er habe öffentlich einen Gesetzesbrecher prämiert. „Dabei hat er sich aus der Verleihung des Sonderpreises rausgehalten“, weiß Dachale. „Zufälligerweise lag der Preis für den car-walker auch ungefähr in der Höhe seines Bußgeldes. Da kann ein Beamter gar nicht mitmachen.“

In diesem Jahr ist der Kölner Antwerpes als Schirmherr wieder dabei, auch wenn ihm die Boulevardpresse vorwirft, daß „sein Autohaß allmählich groteske Formen“ annehme. Die Jury aus VertreterInnen des VSF, BUND, ADFC, VCD und erstmals der Grünen Liga wird nicht nur den regulären Verkehrspreis vergeben. Einen heißen Kampf erwarten die OrganisatorInnen um das „Rostige Ritzel“, den Negativpreis für verkehrspolitische Flops.

„Verschleudern wollen wir den Preis aber nicht“, sagen die Organisatoren. „Verkehrsminister Krause kann jeden Tag das Ritzel kriegen, das ist nichts Originelles.“ J.G.

Anregungen und Bewerbungen erwartet derVerband selbstverwalteter Fahrradbetriebe, Paul-Lincke-Ufer 44a, 1 Berlin 36.