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Intercity-Hotel wirft dunkle Schatten

■ Finanzsenator Pieroth muß für einen Anbau des Verwaltungsgerichts in Millionenhöhe aufkommen, den das Intercity-Hotel verursacht hat

Berlin. Der damalige Stadtentwicklungssenator Jürgen Starnick (FDP) sprach von einer »überzeugenden architektonischen Idee«, als 1988 der Bau des Intercity-Hotels am Bahnhof Zoo beschlossen wurde. Diese Idee ist dem Land Berlin mittlerweile teuer zu stehen gekommen. Denn der siebzehnstöckige Bau verursacht Finanzsenator Elmar Pieroth (CDU) nunmehr Kosten von 4,5 Millionen Mark, die ihm erspart geblieben wären, wenn er den Kaufvertrag für das entsprechende Grundstück besser ausgehandelt hätte.

4,5 Millionen Mark betrug die Ausgleichszahlung, die für den Neubau an das benachbahrte Verwaltungsgericht zu leisten war. Denn das Intercity-Hotel, das zwischen Hardenbergstraße und Kantstraße direkt an den Bahnanlagen geplant ist, hat einen gravierenden architektonischen Mangel. Es reicht mit seiner Westseite bis auf fünf Meter an das mehrstöckige Gebäude des Verwaltungsgerichts (VG) heran. Die Richter hätten zukünftig im dunklen Schatten urteilen müssen, unter Umständen beäugt von neugierigen Hotelgästen. Der Präsident des Verwaltungsgerichts Alexander Wichmann befand deshalb nach Bekanntwerden der Baupläne diese für schlicht rechtswidrig. Von einem Einspruch ließ er sich nur durch die Zusage von Ersatzräumen in einem neu zu errichtenden Erweiterungsbau des VG abbringen. Innensenator Dieter Heckelmann, für die Unterbringung von Landesbehörden zuständig, wies jetzt auf die finanziellen Folgen hin: Dieser Erweiterungsbau wird, wie nunmehr einer Vorlage des Innensenators zu entnehmen ist, rund 11 Millionen Mark kosten. Die »sich aus der Verschattung ergebenden Kosten« werden auf die besagten 4,5 Millionen Mark beziffert.

Der Senat war davon ausgegangen, daß diese Summe vom Investor aufgebracht wird. Doch bei den Verkaufsverhandlungen im Sommer letzten Jahres schien der Finanzsenator das vergessen zu haben. Denn Heckelmann kommt nun zu dem Ergebnis, daß das 2937 Quadratmeter große Grundstück von der Finanzverwaltung an die Vermögensverwaltung der ehemaligen Reichsbahn verkauft wurde, »ohne Auflagen und Belastungen bezüglich des Anbaus«.

Als der Finanzsenator das bemerkte, war es bereits zu spät. »Nachträgliche Versuche, den Bauherrn des IC-Hotels von der Übernahme der hotelneubaubedingten Umbaukosten am Verwaltungsgerichtsgebäude zu überzeugen, scheiterten bisher«. Die Finanzverwaltung, so das Resümee des Innensenators, sehe sich nicht mehr in der Lage, die »Verschattungskosten« nachzufordern, denn dem Investor sei ein Beharren auf der Übernahme dieser Kosten »nicht verständlich«.

Dabei läßt der Kaufpreis eher auf eine hohe Verständnisbereitschaft schließen. Für circa 16 Millionen Mark wechselte das Filetgrundstück am Bahnhof Zoo den Besitzer. Auf der gegenüberliegenden Seite der Kantstraße war zur gleichen Zeit das »Kantdreieck« zum annähernd gleichen Quadratmeterpreis veräußert worden. Der Deal war heftig kritisiert worden, denn für das Grundstück war von anderen Interessenten der anderthalbfache Preis geboten worden. Dieter Rulff

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