MIT SMARTEN TREUHÄNDLERN AUF DU UND DU
: Direktor gefeuert

Magdeburger Treuhandchef privatisierte zu schnell  ■ Aus Magdeburg E. Löblich

Bis vor wenigen Tagen galt Andreas Grünebaum, Direktor der Niederlassung Magdeburg, als der schnellste Privatisierer der Treuhand. Jetzt hat Grünebaum nur noch eine einzige Aufgabe zu erledigen: seinen Schreibtisch aufzuräumen. Denn die Treuhand feuerte ihren so erfolgreichen Mitarbeiter zum Ende des Monats, bis dahin ist Grünbaum beurlaubt. Der smarte Rechtsanwalt aus Osnabrück stolperte über sein eigenes Verkaufstempo. Die Magdeburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Grünebaum wegen des Verdachts der Bestechlichkeit: Er hatte im vergangenen Jahr die Magdeburger Firma Unitras Fördertechnik an ein Stuttgarter Unternehmen verkauft, bei dem er selbst auf der Gehaltsliste stand. Als Rechtsberater kassierte er dort allmonatlich ein Honorar von 9.000 D-Mark.

Klar, daß man seinem Chef bei finanziellen Transaktionen nicht allzu viel Bares abknöpft. Der Magdeburger Betrieb ging für rund eine Million D-Mark über den Tisch — viel weniger, als in Magdeburg als Firmenguthaben auf diversen Bankkonten lag. Ganz zu schweigen vom Wert der Grundstücke. Daß Grünebaum den Betrieb überhaupt nicht hätte verkaufen dürfen, weil die Erben des 1972 enteigneten Besitzers Rückübertragungsansprüche geltend gemacht haben, ist nur ein weiterer kleiner Schönheitsfehler.

Daß Grünebaum auch das Sportlerheim der Unitras in Möser bei Burg an seinen Arbeitgeber in Stuttgart verschob, konnte die Gemeinde mit richterlicher Hilfe knapp verhindern. Die Gerichte werden sich mit Grünebaums Verkaufspraktiken sicher intensiv beschäftigen müssen. So verkaufte er ein Grundstück in bester Magdeburger Lage für fünf Prozent des Marktwerts. Ein Betriebsgrundstück eines Chemiegroßhandels ging ebenfalls unter fragwürdigen Umständen über Grünebaums Tisch. Der Käufer sicherte den Erhalt eines einzigen Arbeitsplatzes zu. Ein Mitbewerber, der zum gleichen Preis alle 60 Beschäftigten übernehmen wollte, ging leer aus.