Tropenholzhändler: Cut, cash & run

Münster (taz) — Der jetzt aufgedeckte Skandal beim Handel mit tropischen Hölzern aus Ghana trifft die deutschen Importeure und ihren Lobbyverband, den VDH, nicht unvorbereitet. Schon 1989 hatten ghanaische Behörden Manipulationen entdeckt. Der VDH räumte seinerzeit in einem internen Sitzungsprotokoll ein, darin seien „vermutlich“ auch deutsche Unternehmen verstrickt. Verärgert war der VDH allerdings darüber, daß die ghanaischen Behörden die Holzhändler dann gründlich unter die Lupe nahmen. Das führte nach VDH-Einschätzung zu einer „Rechtsunsicherheit“ und einer „völlig unübersichtlichen Situation“. Prominentes Opfer war seinerzeit der damalige VDH-Vorsitzende Ekkehard Anders. Ihm wurde eine Akkreditierung in Ghana verweigert. Daraufhin aktivierte der VDH seine guten Kontakte zum Bonner Wirtschaftsministerium. Und die Bundesregierung leistete prompte Schützenhilfe. Im November 1989 reiste der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Helmut Schäfer, gerade nach Ghana. In seinem Koffer befand sich ein Argumentationspapier aus der Feder des VDH. Dessen Geschäftsführung schrieb im Oktober 1989 an den Vereinsvorsitzenden Ekkehard Anders: „Soeben erhalten wir vom Bundeswirtschaftsministerium das Arbeitspapier über den Bereich Holzwirtschaft, das Herrn Minister Schäfer mitgegeben werden soll. Wir haben Gelegenheit, Änderungs- und Ergänzungswünsche vorzutragen.“ Das war kaum nötig, weil „das Papier ohnehin im wesentlichen auf unserem Memorandum aufbaut“. Nicht nur Ghana ist Opfer von skrupellosem Verhalten deutscher Tropenholzimporteure. Betroffen sind auch der Kongo, Zaire, Kamerun, Gabun und die Zentralafrikanische Republik. In einer Expertise des Entwicklungshilfe-Ministeriums von 1990 heißt es zu diesen Ländern: „Man hat deutlich den Eindruck, der letzte große Run zum grünen Gold hat begonnen, um die noch vorhandenen Marktmöglichkeiten rücksichtslos zu nutzen. Hierbei spielen deutsche Handelsunternehmen eine führende Rolle.“ Die damalige Expertise bezichtigt Feldmeyer (Bremen), besonders rücksichtslos vorzugehen. Feldmeyer „unterstützte das libanesische Unternehmen SEFCA. Die Einkäufe in Kamerun werden überwiegend mit libanesischen Unternehmen abgewickelt, die alle mehr oder weniger nach dem Prinzip cut, cash & run vorgehen.“ Zu deutsch: einschlagen, abkassieren und ab vom Hof. Werner Paczian