„Frauen im Iran nicht erwünscht“

Teheran/Berlin (afp/taz) - Eine dem sogenannten radikalen Flügel der iranischen Regierung nahestehende Zeitung hat die Benachteiligung der Frau in der iranischen Gesellschaft angeprangert. „Man hat den starken Eindruck, daß Mädchen im Iran nicht erwünscht sind“, schrieb 'Kayhan‘ in einem „Keine Mädchen, bitte!“ betitelten Artikel. Im Handelssektor seien zum Beispiel nicht mehr als zwei Prozent Frauen beschäftigt. Mädchen werden von vielen Familien als Belastung empfunden. Daher würden die Mädchen möglichst rasch verheiratet, so daß eine 21jährige Iranerin eine eigene Familie habe. „Selbst wenn die Frau einen Berufsabschluß hat, geht sie unter dem Druck der Familie normalerweise nicht ihrer Karriere nach. Sie wird von den Männern als Herausforderung gesehen.“

Auch in der Politik sind Frauen kaum vertreten. Im iranischen Parlament seien vier von 270 Abgeordneten weiblich, schreibt Kayhan. „Dieses Denken unterliegt einer sehr engen Vorstellung über die Ausbildung von Frauen, die im Gegensatz steht zu den Interessen der Frauen und der Gesamtgesellschaft. Die letzten Jahrzehnte haben gezeigt, daß mehr Bildung für Frauen der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung eines Landes guttut“, heißt es. Im Iran herrscht derzeit großer Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Die im Ausland studierenden Männer kehren häufig nicht zurück, so daß den Radikalen an einer Rekrutierung von Kräften im Inland gelegen ist. Dies deutet weniger auf eine frauenfreundlichere Position als auf große wirtschaftliche Probleme hin. So lautet die abschließende Frage von 'Kayhan‘: „Wenn es den Männern zukommen soll, das Brot zu verdienen, warum sollen die Frauen nicht ein wenig Butter verschaffen?“ Jüngst hatten iranische Medien bereits die Frage aufgeworfen, warum Mädchen, die während der Revolution großgeworden und mit ihren Werten vertraut seien, heute ablehnten, den Schleier zu tragen. rik