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Mitten durchs Rothaar

■ Wird in NRW bald eine Gebirgstrasse gebaut?

„Ich bin nicht gewählt als Abgeordneter für ein Reservat“, sagt Paul Breuer, der für Siegen-Wittgenstein im Bundestag sitzt. 124 km Autobahn zwischen Olpe und Haddenbach sollen nach dem Willen des CDU-Mannes quer durchs Rothaargebirge gebaut werden. Für seine Vorstellung eines „ökologisch optimierten Lückenschlusses“ mit Tunneln und Arkaden bekommt er starken Rückenwind von der örtlichen Industrie- und Handelskammer und aus Bonn.

Die Pläne für die Trasse wurden bereits im 3. Reich gezeichnet. „Eine Ost-West-Autobahn sollte den Osten erschließen — fast ähnlich wie heute“, sagt Albrecht Belz, der für die Grünen im Rat der Gemeinde Erndtebrück sitzt und jahrelang in der Bürgerinitiative „Rettet den Naturpark Rothaargebirge“ gegen das Projekt gearbeitet hat.

Ende der 70er Jahre war die A4 auf Betreiben der SPD-Landesregierung in Düsseldorf in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen worden. Anfang der 80er Jahre aber drehte sich der Wind, und der SPD erschien es opportun, die zu den Grünen strebenden Bürger zu befrieden: der Streckenabschnitt verschwand aus dem Verkehrswegeplan. Gutachten im Auftrag der Bundesregierung hatten zudem ergeben, daß weder der Bau noch die Existenz einer Autobahn tatsächlich entscheidende Verbesserungen für den Arbeitsmarkt der Region bringen. Ein ökologisches Gutachten belegte außerdem, daß die Trasse unverantwortlich hohe Umweltschäden verursachen würde. Viele Arten, die auf der roten Liste stehen, leben in dem großen Waldgebiet.

Die Rau-Regierung blieb auch nach der deutschen Einheit ihrer Linie treu und meldete das Projekt nicht beim Bundesverkehrsministerium an. Krause aber will das Projekt auch gegen den erklärten Willen der nordrhein-westfälischen und hessischen Landesregierungen in den Bundesverkehrswegeplan aufnehmen. „Da könnte ein ähnlicher Konflikt entstehen wie gegenwärtig im Atombereich in Hanau“, so Ulli Burmeister, Grüner in Düsseldorf. Annette Jensen

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