■ DER "DUMME MATROSE" IST WIEDER SOLO
: Medienqueen "Fergie"

Medienqueen „Fergie“

Dublin (taz) — Über Nacht ist der britische Wahlkampf von den Titelseiten verdrängt worden: Bei Windsors hängt der Haussegen schief. Am Donnerstag ließ Königin Elizabeth bekanntgeben, was die Spatzen längst von den Dächern pfiffen: Die Traumehe ihres zweitältesten Sohnes Andrew mit Sarah Ferguson ist nach fünfeinhalb Jahren zu Ende.

Natürlich berichteten sämtliche Zeitungen seitenlang über die „königliche Tragödie“. Die 'Sun‘, neben der selbst 'Bild‘ wie eine Zeitung wirkt, verzichtete sogar auf das übliche Nacktmodell und druckte statt dessen ein möglichst unvorteilhaftes Foto von Sarah Ferguson ab. Doch freut sich das Blatt gleichzeitig darauf, daß der „geile Andy“ nun wieder mit seinen Frauengeschichten Schlagzeilen liefern wird.

Freilich trug die Queen selbst entscheidend zu dem Medienwirbel bei. In einer weiteren — völlig unroyalen — Presseerklärung goß sie den Schmutzkübel über die ungeliebte Schwiegertochter aus. Sie habe nie zu den Windsors gepaßt. Ihr Benehmen in der Öffentlichkeit sei unter aller Sau gewesen. So habe sie ihren Mann gerne als „dummen Matrosen“ bezeichnet und sich im Flugzeug vor versammelter Reporterschar eine Papiertüte über den Kopf gestülpt. Den Buckingham-Palast zum Überlaufen brachten wohl die Fotos, auf denen die Herzogin Arm in Arm mit einem texanischen Millionär zu sehen ist. Der Rachefeldzug der Queen ging jedoch selbst der 'Sun‘ zu weit: „Wir wissen nicht, ob die Kritik an Fergie gerechtfertigt ist. Aber wir wissen, daß schmutzige Wäsche nicht in der Öffentlichkeit gewaschen werden sollte. Besonders dann nicht, wenn das königliche Wappen darauf eingestickt ist.“

Doch darin sind die Windsors ja geübt. Bei der Trennung von Prinzessin Anne und Mark Philips vor drei Jahren machte man sich auch gegenseitig in aller Öffentlichkeit fertig. Und wenn man der Presse glauben darf, steht die nächste Scheidung bald ins königliche Haus: Charles und Diana sollen sich schon ewig nicht gesehen haben. Liegt es etwa an der schlechten Erziehung, daß die Kinder so mißraten sind?

Die BBC nahm das Video von der „Traumhochzeit“ zwischen Andrew und Sarah Ferguson gestern vom Markt, obwohl gerade jetzt die Nachfrage sprunghaft ansteigt. Möglicherweise können die restlichen Kassetten mit einem unterhaltsamen Scheidungsvideo überspielt werden. Ein Trost bleibt der Queen: Am Donnerstag gewann ihr Pferd Whitechapel als Außenseiter das Rennen in Doncaster. Vielleicht sollte sie ja den Gaul zum Thronfolger machen. Ralf Sotscheck