Frauensenatorin in der Klemmme

■ Modellversuch »Selbstbehauptungskurse« für Mädchen an Berliner Schulen umstritten

Berlin. Frauensenatorin Christine Bergmann (SPD) sitzt in der Klemme. Sie kann ihren in den Koalitionsvereinbarungen festgelegten Modellversuch zum Thema: »Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskurse für Mädchen an Berliner Schulen« nicht starten, da einige Herren aus den benachbarten Ressorts für Schule (Jürgen Klemann, CDU) und Familie (Thomas Krüger, SPD)entgegensteuern. Offengelegt wurde der Konflikt durch eine, mittlerweile drei Monate alte, Kleine Anfrage der grünen Abgeordneten Sybill Klotz.

Darin hatte Klotz nicht nur nach dem Angebot solcher Selbstbehauptungskurse im schulischen und außerschulischen Bereich gefragt, sondern auch nach den Maßnahmen des Senats, »um die Quantität und Qualität« dieser Kurse für Mädchen zu stärken. Von einer Stärkung ist allerdings in der Antwort auf die Anfrage vom letzten Freitag überhaupt nicht die Rede.

Wenn es nach Klemann und Krüger ginge — Frau Bergmann hat das Papier bewußt nicht mitgezeichnet —, würden spezielle Kurse für Mädchen gar nicht in Schulen angeboten werden. In ihrer gemeinsamen Beantwortung der Anfrage wird deutlich, daß sie das Konzept der Frauenverwaltung gänzlich mißverstanden haben.

Da die Gewalt gegen Mädchen an Schulen zunehme, fordert Bergmann getrennte Kurse für Mädchen und Jungs an Schulen — wobei die Mädchen vorrangig in ihrem Selbstbewußtsein gestärkt und über Täter- Opfer-Beziehungen informiert werden sollen. Die Jungs sollen ein Anti- Gewalt-Training erhalten. Bei den Mädchen geht es darum, die Situation und ihre Gefahren einschätzen und sich dementsprechend verhalten zu lernen. Dazu werden ihnen mehrere Strategien angeboten — vom sofortigen Rückzug, über verbale Konfrontation bis hin zur körperlichen Gegenwehr.

An dieser »körperlichen Gegenwehr« erhitzen sich nun die Gemüter. Es scheint, als habe Klemann die »Selbstbehauptungskurse« der Mädchen auf reine »Selbstverteidigung« reduziert. In seiner Anwort meldet er nämlich »pädagogische Bedenken« gegen eine generelle Einführung von »Selbstverteidungskursen« an Berliner Schulen an, sieht er doch die Gefahr der »Gewöhnung an Gewalt«. Dies laufe der schulischen Aufgabe »Erziehung zu Friedfertigkeit und Konfliktlösungsverhalten« zuwider.

Daß sich nicht alle drei Senatsverwaltungen auf eine gemeinsame Antwort einigen konnten, sieht Thorsten Schilling, Pressesprecher der Familien- und Jugendverwaltung, gelassen. Es könne schließlich »jeder in die Debatte einsteigen«, aber eine Erwähnung in der Antwort sei nicht zwingend. Verantwortlich sei in diesem Fall allein die Senatsverwaltung für Familie und Jugend gewesen.

Sybill Klotz sieht in dieser Verfahrensweise die untergeordnete Bedeutung der Frauenverwaltung und Frauenfrage bestätigt. »Solange das Geschlechterverhältnis, das immer auch Macht und Gewalt impliziert, nicht selbstverständlich mitgedacht wird, braucht es extra Räume dafür. Im Senat eine Frauensenatorin, in den Schulen Selbstbehauptungskurse für Mädchen«. sos