Silberstreif verblaßt am Horizont

■ Ifo-Wirtschaftsforscher: Die Konjunktur-Hoffnungen haben sich in Ost und West verschlechtert

München (dpa/vwd) — Nach einer schrittweisen Aufwärtsentwicklung seit Herbst 1991 hat sich das Geschäftsklima in den Industrieunternehmen der neuen Bundesländer wieder verschlechtert. Wie aus dem jüngsten Konjunkturtest des Münchner Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung hervorgeht, fiel der Geschäftsklima-Index im Januar 1992 auf den Stand vom Oktober 1991 zurück. Verschlechtert hätten sich sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen. Auch der Konjunkturtest für die alten Bundesländer, der schon für Februar 1992 vorliegt, zeigt in der Industrie eine Abkühlung der Konjunkturlage.

Laut Ifo-Befragung wird in den neuen Bundesländern die aktuelle Geschäftslage von deutlich über 50Prozent der Unternehmen als schlecht eingestuft. In den Exporterwartungen komme aber nach wie vor Optimismus zum Ausdruck, und knapp 20Prozent der Ost-Industriebetriebe erwarten im nächsten Halbjahr eine günstigere Entwicklung. Über Behinderungen der Produktionstätigkeit berichteten knapp 90Prozent der Firmen und damit etwas mehr als im Dezember. Haupthemmnis sind die Absatzschwierigkeiten. Der Beschäftigtenabbau dürfte sich nach dem Entlassungstermin Ende Dezember 1991 in geringerer Intensität fortsetzen.

In der westdeutschen Industrie hätte im Februar 1992 eine verringerte Nachfrage trotz eingeschränkter Produktion zu einer abermaligen Abnahme der Auftragsbestände geführt. Die Auftragsreserven wurden häufiger als im Vormonat als zu klein bezeichnet. Für die kommenden Monate erwarten die befragten Industrieunternehmen eine Fortsetzung der Geschäftsabschwächung. In der ostdeutschen Bauwirtschaft wurde die aktuelle Geschäftslage im Januar saisonal bedingt etwas ungünstiger beurteilt. Zwei Drittel der Ost-Unternehmen berichteten aber über einen befriedigenden Geschäftsverlauf. Die Zuversicht über die künftige Entwicklung sei ungebrochen.