Bei Volkswagen sitzt bald Audi-Chef Piech am Steuer

Wolfsburg/Hannover (dpa/vwd) — Audi-Chef Ferdinand Piech (54) soll die Nachfolge des Vorstandsvorsitzenden der Wolfsburger Volkswagen AG, Carl H. Hahn (65), antreten. Das Präsidium des VW-Aufsichtsrates beschloß am Samstag in Hannover, dem Aufsichtsrat diesen Vorschlag zur Annahme zu empfehlen. Das Gremium tagt voraussichtlich am 10. April.

Der VW-Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Liesen hatte im Einvernehmen mit Hahn vorgeschlagen, Piech zum Nachfolger zu bestellen und den Vorsitzenden des Markenvorstandes Volkswagen, Daniel Goeudevert (50), zum Stellvertreter zu ernennen. Beide sollen ihr Amt zum 1. Januar 1993 antreten.

Der Wettlauf um die Nachfolge von Hahn, der über zehn Jahre Vorstandsvorsitzender war, wurde vor rund fünf Wochen eingeläutet. Liesen hatte für die Kapitalseite eine Lösung zu einem Führungswechsel vorgeschlagen. Das hatte ein Sprecher der niedersächsischen Landesregierung in Hannover bestätigt. Das Land Niedersachsen ist mit 20 Prozent größter Einzelaktionär bei VW. Der Vorschlag Liesens hatte in der Autobranche überrascht. Die Amtszeit von Hahn war erst 1990 bis Ende 1993 verlängert worden.

Nach Insider-Angaben soll die Volkswagen AG 1991 im operativen Geschäft einen Verlust von über 700 Millionen DM gemacht haben. Der VW-Konzern, derzeit Nummer vier unter den Automobilherstellern der Welt, müsse die Kostensituation und die Produktivität weiter verbessern, hieß es. Die Diskussion über die Nachfolge von Hahn stehe aber nicht im Zusammenhang mit dem Verlauf des Geschäftsjahres 1991 oder 1992, sagte Liesen letzte Woche. Es könne keine Rede sein, daß der Geschäftsverlauf Anlaß gebe, die Nachfolgefrage vorzeitig aufzugreifen. Der VW-Konzern steigerte 1991 den Umsatz um 12,1 Prozent auf 76,3 Milliarden DM, in der AG wurde ein Volumen von 47,3 Milliarden DM (plus 15,1 Prozent) erzielt.