Es hagelt heftige Reaktionen

■ betr.: "Von grüner Harmonie in Baden-Württemberg", taz vom 26.3.92

betr.: „Von grüner Harmonie in Baden-Württemberg“ von CC Malzahn, taz vom 26.3.92

Richtigstellung: Rezzo Schlauchs Ausspruch „Frauenpolitik interessiert keine Sau“ stimmt nicht. Frauenpolitik interessiert den ganzen Saustall: Es herrscht Aufregung allerorten und es hagelt heftige Reaktionen. Wer meint, die weibliche (Un-)Tugend harmonisierenden Hinnehmens käme wieder zum Tragen, nur weil sich nicht öffentliche Beschimpfungen jagen, verkennt die Situation. Die ist dramatisch genug, sie verlangt nach politischen Konsequenzen. Denn Rezzo Schlauchs Äußerung läßt sich nicht einfach als „unfeiner“ individueller Ausrutscher abtun.

Hier muß nicht ein Kopf rollen, sondern es muß in vielen Köpfen endlich etwas in Bewegung geraten. In den Köpfen derjenigen, die noch immer ihren blinden Fleck nicht bearbeitet haben und sich das leisten konnten, weil Frauenpolitik den Frauen zugewiesen und nicht als gesellschaftsverändernde Grundlage grüner Politik verstanden wurde.

Daß Frauenpolitik — auch bei den Grünen — sich neu orientiert, um inhaltlich und im wirklichen Leben das auszufüllen und zu ermöglichen, was formalrechtlich eingeklagt wird und teilweise realisiert wurde (z.B. Frauenstatut und Quotierung) ist denen bekannt, die sich damit seit geraumer Zeit auseinandersetzen.

Daß dies dringend ansteht, zeigt beispielsweise die ernüchternde Tatsache, daß bei den Grünen höchstens drei Frauen auf aussichtsreichen Plätzen für den baden-württembergischen Landtag kandidieren.

Wir wollen und initiieren eine Debatte mit Konsequenzen über Stellenwert und Wege von Frauenpolitik bei den Grünen (die sich nicht mehr aufspalten läßt in sogenannte feministische und Mütterpolitik), die in und von der gesamten Partei geführt wird. [...] Annette Goerlich, Frauenreferentin der Grünen im Landtag von Baden-Württemberg